Ein neues Wort im niederrheinischen Regiolekt
Vor einigen Wochen bin ich in der Zeit auf diesen kleinen Beitrag einer Leserin gestoßen. Sie stammt ursprünglich vom Niederrhein, lebt heute in Baden-Württemberg und bei einem Besuch in der alten Heimat ist sie auf ein neues Wort gestoßen, das ihr so in der süddeutschen Alltagssprache noch nicht begegnet ist: Fuddelfiets. Als solches bezeichnen ihre Geschwister ein e-Bike, ein Fahrrad mit Hilfsmotor also.
Die sprachbegeisterte Niederrheinerin zerlegt das neue Wort auch direkt in seine beiden Bestandteile und erläutert diese: Als Fiets (gesprochen Fitz) bezeichnet man im Dialekt und Regiolekt am Niederrhein das Fahrrad. Es handelt sich um ein Lehnwort aus dem angrenzenden Niederländischen. Wo genau dieses Wort seinen Ursprung hat, ist allerdings bis heute nicht eindeutig geklärt. Vermutlich geht es auf das dialektale, niederländische Tätigkeitswort vietse oder fietsen (‚rennen‘ oder ‚sich schnell bewegen‘, vgl. Sanders 1997, S. 37-39) zurück.
Fuddeln (‚pfuschen, betrügen, etw. schlampig verrichten‘) ist ein im ganzen Rheinland (und darüber hinaus) beliebtes Wort mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Man kann beim Kartenspiel fuddeln, beim Mathetest oder bei der von Mutter oder Vater aufgetragenen Hausarbeit. Und heutzutage eben auch beim Radfahren!
Je nach Region kann das Wort auch futeln, futteln oder fuckeln lauten. Trotz seiner weiten Verbreitung ist die Herkunft des Verbs ebenfalls nicht eindeutig geklärt. Lange wurde eine Verwandtschaft mit französisch faute (‚Fehler, Verstoß‘) angenommen, die jedoch inzwischen widerlegt ist. Wahrscheinlicher ist ein Zusammenhang mit dem Dialektwort Fuddel, Fudel (‚Lumpen, alter Lappen‘).
