Jünglein
Wäldchen, Büschel, Ländle, Steppke, Studi und Jünglein – Formen wie diese werden in der Sprachwissenschaft als Verkleinerungsformen (= Diminutive) bezeichnet. Im Standarddeutschen dienen -chen (Wäldchen, Briefchen, Fläschchen), -el (Büschel), -le (Ländle), -ke (Steppke), -i (Studi, häufig auch bei Rufnamen verwendet wie etwa Rudi oder Claudi) sowie -lein (Büchlein, Jünglein) als Diminutivendungen, die an Substantive angehängt werden, um Verkleinerung oder Zuneigung dieser anzuzeigen. So bezeichnet Wäldchen also einen kleinen Wald, Büchlein ein Buch in kleinerem Format und Jünglein einen kleinen oder besonders jungen Jungen. In den Dialekten stehen den Sprechenden zudem weitere Bildungsformen zur Verfügung.
Im Rheinland dominieren in den Dialekten die Diminutivendungen -chen (oder -schen) sowie -ken. Die Grenzlinie ist etwa auf Höhe der Benrather Linie zu suchen – oberhalb dieser lautet die Verkleinerungsendung zumeist -ke, südlich davon dann -chen. Grund hierfür ist ein Lautwandel, bei dem die Laute p, t und k nördlich der Benrather Linie und zu pf, ts und ch verschoben wurden. Im südlichen Teil des Rheinlandes wird nach bestimmten Lauten zudem die Endung -(s)je genutzt, um Verkleinerung anzuzeigen oder Zuneigung auszudrücken: Fass – Fässje ‚Fässchen‘, Stoff – Stöffje ‚Stübchen‘. Und eine weitere Besonderheit wird in den Dialekten sichtbar; bei Substantiven auf g, ng, k oder ch wird am Niederrhein häufig ein -s- eingeschoben: Jung/Jong – Jünkske/Jönkske. Im Süden des Erhebungsgebietes hingegen erhalten diese oftmals ein zweisilbiges Bildungselement der Form el+che: Jung/Jong – Jüngelche/Jöngelche.