Grün, grün, grün sind alle meine Speisen

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Traditionell werden an Gründonnerstag, dem Donnerstag vor Ostern, grüne Speisen gegessen. Die Verbindung zwischen der Woche vor Ostern, auch grüne Woche genannt, und der Farbe Grün, ergibt sich aus der Verehrung Christi, dem bei seinem Einzug in Jerusalem mit Palmzweigen (an Palmsonntag) gehuldigt wurde. Der Brauch, an diesem Tag grüne Kräuter und grünes Gemüse zu essen, entstand in Anlehnung an die Bezeichnung Gründonnerstag. Das passt zufällig auch zum Frühling und zur Etymologie von grün: hierbei handelt es sich um eine Ableitung von germ. *grō-a- ‚wachsen‘, grün bedeutete ursprünglich also ‚wachsend‘. Über ahd. gruoni und mhd. grüene hat es sich dann zu unserem deutschen grün entwickelt.

 

Grüne Kräuter- und Gemüsesorten, die an Gründonnerstag auf dem Teller landen, gibt es viele. Einige davon möchten wir Ihnen mit ihrer rheinischen Entsprechung vorstellen.

Brennnessel: Aus Brennnesseln lässt sich Brennnesselmus kochen. Diese Pflanze nennt man am Niederrhein und im Ruhrgebiet dialektal auch Branetel, in Eupen Brunschel.

Feldsalat: Der Feldsalat hat im Rheinland einen ganz besonders niedlichen Namen: Mausörchensalat.

Giersch: Einerseits ein Unkraut, andererseits Bestandteil der Gründonnerstagsspeisen ist der Giersch. In den südniederfränkischen Dialekten kennt man ihn als Jīer, Jīre oder Jīrsch.

Grünkohl: Vor allem im Winter sind Grünkohlgerichte beliebt, doch auch an Gründonnerstag schmecken deftige Grünkohleintöpfe. Im Rheinland kennt man ihn auch unter Krauskohl, mitunter -kühl ausgesprochen.

Löwenzahn: Nicht die hübschen gelben Blüten, sondern die grünen Blätter der Pflanze sind essbar – und unter einer Reihe von Namen bekannt: Kettenkraut, Ketteblom und Kettenposch sollen hier stellvertretend sein.

Petersilie: Die Gartenpetersilie heißt im ganzen Rheinland recht ähnlich, doch wie so häufig gibt es in Bezug auf die Aussprache viele Varianten. Einige Beispiele dafür sind Pitersilich (Ripuarisch), Peterzilich (Südniederfränkisch) und Peterseli (Kleverländisch).

Porree: Der Porree ist überall im Rheinland beliebt, er wird nur leicht unterschiedlich bezeichnet: Prei̯ in Erkelenz und Poursch in Aldekerk sind nur zwei von vielen Beispielen.

Sauerampfer: Dieses Wildgemüse kommt heutzutage wohl eher selten auf den Tisch. Sein Name hat viele Varianten im Rheinland, zu denen Surampes (Ripuarisch) Homberteisch (in Kalterherberg, Eifel) gehören. Im südniederfränkischen Gebiet nennt man ihn auch Surmus und Süring.

Schnittlauch: Andere Namen für den Schnittlauch, die im Rheinland Verwendung finden, sind Schneidlauch und Bieslauch. In den Dialekten spricht man Schneidlauch auch Schneklof (Ripuarisch) oder Schnīe̯tlok (Südniederfränkisch) aus.

Sellerie: Den Sellerie kennt man im Rheinland unter Namen wie Zelarei̯ (Ripuarisch, Südniederfränkisch) und Zeldarei (Kleverländisch) bekannt.

Spinat: Eine Weisheit besagt: Wer am Gröne Donnerschdag Spinat iss, den steche em Sommer de Möcke net (‚Wer am grünen Donnerstag Spinat isst, den stechen im Sommer die Mücken nicht‘). Käme dieser Hinweis aus Emmerich am Niederrhein, müsste man das Wort Spinat durch Spenāsi austauschen.

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Nahaufnahme: Verschiedene Bund Küchenkräuter (Petersilie, Schnittlauch, Dill) in Gläsern mit Wasser
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Grüne Kräuter wie diese werden an Gründonnerstag serviert. | © Andrea Graf/LVR-ILR