Polnisch im Ruhrgebiet

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Die "Polen", die im 19. Jahrhundert in großer Zahl in das rheinisch-westfälische Industriegebiet kamen, mussten oftmals noch Deutsch lernen. Untereinander sprach man die eigene Sprache. Doch wie viele polnische oder masurische Wörter übernahmen die übrigen Bewohner:innen des Ruhrgebiets? Als Ernst Bußmann 1928 nach polnischen Vokabeln in der Alltagssprache im "Pott" suchte, entdeckte er ganze zehn: Stari, Matka, Posseck, Motteck, Strack, Strachotti, Gischi, Kossa, Zarna, Pinunsen (zitiert nach Menge 1979, S. 106).

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'N Malocher mittem Hammer | © istolethetv, CC BY 2.0
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'N Malocher mittem Hammer | © istolethetv, CC BY 2.0

Matka 'Mutter' und Mottek (oder Motteck) 'Hammer' dürften die heute noch bekanntesten unter ihnen sein. Dann kommen noch die Pinunsen oder Penunsen 'Geld' in Betracht. Die Ausbeute ist also überaus karg. Als Erklärung für den geringen Transfer slawischer Wörter in die Alltagssprache des Ruhrgebiets wird vor allem auf den geringen gesellschaftlichen Status der Arbeiter:innen aus dem Osten und ihrer Familien hingewiesen: Sie waren keine sprachlichen Vorbilder für die übrige Bevölkerung.

Malocher ist ein im Ruhrgebiet gern gebrauchtes Wort. Es sieht irgendwie "polnisch" aus, hat aber eine ganz andere Geschichte. Maloche stammt aus dem Jiddischen, malochen und Malocher sind davon abgeleitet.

Polnische Wörter wie Mottek wurden in der Folge zu Blaupausen für Sprachspielereien im Revier. Ein Pastek war dann ein Pastor, ein Schirrek ein Schiri/Schiedsrichter. Auch flottikowski und tschüssikowski sind Spielformen nach slawischem Muster. Hier standen Familiennamen wie Barinowski oder Malinowski Pate. Dass diese Juxbildungen einst im Pott entstanden, wo solche Namen gang und gäbe sind, wäre gut möglich.