Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

ze basch

Erklärung

siehe "baschtich".

Zebingemännchen

Erklärung

'ein dünnes Männchen (in Köln), dem man "das Vaterunser durch die Rippen blasen" kann'. Die Herkunftslegende dieses Wortes, das man auch heute noch in Köln hören kann, geht so (Bernd Melsheimer): "Mein Vater (Jahrgang 1911) hat mir erklärt, dass der Begriff von einem Hausierer abstammt, der an der Haustür nachfragt: 'Hat Ihr nix ze binge?', damit war gemeint, ob man einen kaputten Kochtopf hat, dessen Henkel man mit Kupferdraht wieder 'binge' (binden) und somit reparieren kann."

Zeche

Erklärung

in der Wendung "von der Zeche holen" ein im Ruhrgebiet verbreiteter Ausruf, um Besorgnis auszudrücken: "Griechenland? Mann, Vatter hol mich vonne Zeche, ich kann dat Schwatte nich mehr sehn!"

zeckelich

Erklärung

'überaus gereizt, übernervös' (die Vorstufe von "jähzornig"): "Mann, wat is die widder zeckelich heute, mit der is kein Auskommen." Wohl eine regionale Ableitung von "Zicke".

Zeiger

Erklärung

in der Wendung "auf den Zeiger gehen" 'jemanden aufregen, nerven': "Der geht mir voll auf den Zeiger. Geh mir nich aufen Zeiger. Dat geht mir echt auf den Zeiger, dat hier nie einer aufräumt."

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!