Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

Tee

Erklärung

In der Wendung "einen im Tee haben" 'betrunken sein': "Die Mädels hatten gestern aber ganz schön einen im Tee, ne?"

Teil

Erklärung

'Ding, Zeug, Sache': "Also, wat du mir da gegeben has, mit dem Teil kann ich nix anfangen."

'Auto, Motorrad': "Dat is ja en geiles Teil, wat du da fährs; hasde dat neu?"

Kann auch etwas überheblich oder machohaft für eine gut aussehende oder aufgetakelte Frau stehen (diese Verwendung ist eindeutig Männerssprache): "Hasse schon dem Piet seine Neue gesehen? Dat issen geiles Teil, kannisch Dir saaren. Da läuft vielleicht graad en scharfes Teil übber de Schtraaße, siehße? Die Blonde anner Ampel?"

Teilchen

Erklärung

'kleine Gebäckstücke, Hefeteilchen': "Ich geh ma en paa Teilchen kaufen, vielleicht kommt heute Besuch." Entsprechend gibt es "Puddingteilchen", "Plunderteilchen", "Erdbeerteilchen". Siehe auch die Sonderbedeutung von "Hefeteilchen".

Tel Aviv

Erklärung

Für 'so ist das Leben', Verballhornung von "c'est la vie": "Tel Aviv, wie der Engländer so schön sagt."

temmeln

Erklärung

Bedeutet im südlichen Rheinland eigentlich 'Trauben oder Sauerkraut treten', in der Umgangssprache heute noch in der Wendung "Ich bin satt wie jetemmelt" 'sehr satt sein' zu hören.

"Temmeln" bedeutet in der Voreifel dagegen 'angestrengt Fahrrad fahren, fest in die Pedale treten'. Man muss "temmeln", wenn man eine Steigung hinauf fährt. Aber auch beim schnellen Herabfahren kann man richtig "temmeln".

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!