Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

Macker

Erklärung

"Macka" 'männliche Person', kann abwertend oder bewundernd gebraucht werden: "Der ihr Macker fährt aber ne dicke Kiste. (fester Freund) Die hat sich gezz en Macker an Land gezogen, da fällt dir echt nix mehr zu ein. Wat dat Mädchen braucht, is en orntlichen Macka un nich sonne Memme."

Die moderne Kurzform lautet "Mäck" (oder in Anspielung auf die Burgerbraterei "Big Mäck"): "Wo hasse deinen Mäck gelassen?"

Eine interessante Variante kennt man am Niederrhein und im Bergischen Land als "Mackador" oder "Hauptmackador": "Der war ja der Hauptmackador da in dem Verein! (vielleicht eine Verbindung aus Matador und Macker?)"

Mäckes

Erklärung

ein eher abwertender Ausdruck für 'Gammler' oder
'Hausierer': "Pass auf, da is en Mäckes an der Tür, der schellt gleich!"

"Mäckes" ist ein typisches Siegerländer Wort, das auch an der unteren Sieg noch bekannt ist, heute kann es auch ein liebevoller Ausdruck für kleine, verdreckte Kinder sein.

Außerdem bezeichnet Mäckes eine typische Siegerländer Teekanne. Ein Erklärungsversuch des Wortes beruht genau hierauf: Die "Mäckeser" waren Händler, die mit den typischen "Mäckes-Krügen" gehandelt haben.

Auszug aus dem Rheinischen Wörterbuch: "Mäckes: einer aus einem von der Bevölkerung als fremdartig empfundenen Volksstamm, der von Bettelei und Lumpenhandel lebt; meist wohnen sie in kleinen armseligen Ortschaften vereint in elenden Hütten...hier liegen die Männer, denen Arbeit als eine Schande gilt, den ganzen Tag auf der faulen Haut...Weiber sieht man tagsüber nur wenige, denn diese gehen auf den Bettelgang...unter wüsten Drohungen verlangt der Mann, der ihr unumschränkter Herr ist, ihm alles Mögliche mitzubringen, bes. Tabak und Schnaps...Jetzt sind sie völlig in der übrigen Bevölkerung aufgegangen und das Wort dient nur noch als Schimpfwort."

Neuerdings natürlich auch als Abkürzung für den Frikadellenverkäufer McDonald.

Madam

Erklärung

"Maddam" meist abfällig gebrauchte Bezeichnung für eine Frau oder ein Mädchen, das einem nahe steht: "Wenn ich Maddamm noch ma beim Schwänzen erwisch, dann is aber Mattäi am Letzten, lass dir dat gesacht sein. Ach, Maddamm kommt auch schon nach Hause?"

Madämmken

Erklärung

"Madämmeken" freundliche, liebevolle Anrede für eine Frau oder ein Mädchen: "Na, Madämmeken, wie isset?"

madigmachen

Erklärung

'verleiden, etwas abwerten': "Du kanns einem die ganze Sache aber auch madich machen."

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!