Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

Lall

Erklärung

'dummes, unnützes, inhaltsleeres Gerede, Gewäsch': "Wat dat vürn Lall is, sieht mer dran, wie se dem Kohl seine Neujahrsrede vom verkehrten Jahr gesendet ham, dat dat eigentlich kaum einer gemerkt hat."

"Lallbacke" 'Dummschwätzer': "Ach dat is so ne Lallbacke, der sollte Vertreter wern."

Lalla

Erklärung

'Rübenkraut'; so nennt man diesen Brotaufstrich in der Eifel.

Lalla

Erklärung

'Musik': "Mach ma die Lalla aus, ich kann kein Wort verstehen. Bei dem is Tach un Nacht die Lalla an."

Man kann auch "lalla sein" 'etwas neben sich sein': "Du kanns heut nich ernshaf mit dem reden, der is heut en bisjen lalla, dem sein Kind is jrad auf de Welt jekommen. Von dem schnellen Walzertanzen bin ich ganz lalla, jezt muss ich mich erst ma hinsetzen. (benommen, beduselt) Bisde lalla? (betrunken, beschickert)"

Lamäng

Erklärung

"Lameng" in der Wendung "aus der Lamäng" (seltener "ausem Lameng") 'etwas gut können, leicht bewerkstelligen': "Dat mach ich doch aus der Lamäng. Wenne dat nit aus der Lamäng machs, weis ich es nich."

"ganz aus der Lamäng" kann auch bebeuten: 'etwas aus dem Bauch, Gefühl heraus machen'.

"aus der Lamäng" kann auch schon mal für 'Pi mal Daumen' stehen, also 'nicht so ganz genau': "Samma Meister, wie hasse denn gewußt, wo dat Loch für der Lichtschalter hin kommt? - Ach weißde, Jung, dat habbich aus der Lamäng jemaat. Momänt, kurz nachjemessen ... un in der Plan jekukt ... blätter, blätter ... 4,5 cm zu hoch un 2 zu weit links - paß doch! Dat kammer och nit us der Lamäng machen! (ohne Plan, ohne Konzept)."

Lamento

Erklärung

"Lamänto" 'Geschrei, Gezeter, Lamentieren': "Dat Lamänto übber die verschütt gegangenen Euros hättsde ma hören sollen. Mädchen, hör mit dem Lamento op, der kommt schon wieder."

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!