Wörterbuch rheinischer Alltagssprache

Laban

Erklärung

'lange, schlanke Gestalt, schlacksige Figur', oft doppeltgemoppelt als "langer Laban": "Der Jung is son langen Laban geworden, dem passt keine Hose. Im Kinno saß son langer Laban vor mir, da hab ich nix gesehn."

labberich

Erklärung

"lebbrich" 'geschmacklos, laff, fade': "Also dat Essen im Krankenhaus war so wat von labberich, ich konnt et nich mehr sehn. Wir krichten da immer sonne labberige Brühe, konnze nich essen. Die Wurst is mir zu lebbrich." Wenn etwas "labberich" ist, kann es auch lose oder instabil sein: "Auf den labberigen Stuhl würd ich mich nich setzen. Wat hängt dat da so labberich rum?"

Labbes

Erklärung

siehe "Lappes".

labern

Erklärung

'blöd daherreden, inhaltsloses Geschwätz machen': "Laber nich! Laber ma kein! Hör auf zu labern! Der labert hier alle voll mit seiner Scheiße."

"anlabern" 'anquatschen, anmachen': "Ich kann dat nich ab, wenn man mich so vonne Seite anlabert. Laber mich nich an."

"zulabern": "Die hat mich jetz ne Dreiviertelstunde zugelabert, ich hab son Blumenkohl am Ohr."

"Laberei": "Bei dessen Laberei wirse ganz rammdösig, da weiße nachher nich mehr, wat richtig is."

"Gelaber" 'lästiges Gerede': "Du gehs mir mit deinem Gelaber echt auf den Sack. Dem sein Gelaber kann ich nich mehr hören."

"Laberkopp", "Labersack" 'Zeitgenosse, der perfekt im Labern ist': "Wat bis du vürne Laberkopp, eh?"

"Labertasche/Labertäsch" 'ungezügelt redender Mensch, der viel Unsinn von sich gibt': "Ach Jott, is das ne Labertäsch."

Das Wort geht wohl zurück auf das niederdeutsche "Labbe" 'hängende Unterlippe' (im Niederdeutschen lautet das Wort entsprechend auch "labbern"), das wiederum verwandt ist mit "labbern" und "labberig" (siehe dort).

Lack

Erklärung

In der Wendung "der Lack is ab" 'nichts mehr taugen, altern': "Da is nichts zu machen, mit Fünfzich is de Lack ab."

"auflacken" 'aufdonnern, übertrieben schminken': "Für wat hass du dich denn so aufgelackt?"

Text

Die meisten Menschen sprechen im Alltag kein gestochenes Hochdeutsch, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Umgangssprache, auch Regiolekt genannt. Sie kann durchaus noch nahe an der Standardsprache sein, oder auch erkennbare dialektale Einflüsse haben. Immer ist sie aber deutlich von der Hochsprache unterschieden, die man in der Regel nur in ganz bestimmten Situationen, etwa in der Schule oder beim Bewerbungsgespräch spricht.

Das ist im Rheinland nicht anders als in Bayern oder Berlin, auch wenn der Abstand zur Standardsprache jeweils größer oder kleiner ist. Auch in Aachen, Köln, Duisburg oder Kleve spricht man ein rheinisch gefärbtes Deutsch, das ein für Außenstehende deutlich erkennbares Identifikationsmerkmal ist. Nur ist die Umgangssprache, anders als die Hochsprache, keine geschriebene Sprache.

Das Problem ist: Über die Standardsprache kann man sich in vielfältigen Wörterbüchern informieren, die alle aus den Werken berühmter Dichter:innen, aus Tageszeitungen oder Zeitschriften kompiliert sind. Umgangssprachliche Wörterbücher dagegen sind sehr selten, denn hier kann man keine schriftlichen Quellen auswerten, sondern ist auf die Sprecher:innen selbst angewiesen. Kein Wunder, dass zum Beispiel alle großen regionalen Dialektwörterbücher wie das Rheinische oder Pfälzische, mehrere Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung gebraucht haben, weil man auf mühselige und aufwendige Fragebogenerhebungen angewiesen war.

Um dies zu ändern, hat sich der ehemalige LVR-ILR Sprachwissenschaftler Peter Honnen Anfang der 2000er Jahre etwas ausgedacht: das Rheinische Mitmachwörterbuch. Die Idee: Mithilfe des Internets sollten die Sprecher:innen mit ihm zusammen ein Wörterbuch der rheinischen Umgangssprache erstellen. Von 2007 bis 2019 konnten Wortvorschläge, am besten mit Bedeutungsangabe und Beispielsatz, auf der Homepage eintragen werden, diese wurden dann umgehend von Peter Honnen gesichtet und veröffentlicht. Zu bestehenden Worteinträgen konnten dann in Kommentaren Informationen ergänzt werden, so war es zum Beispiel von großem Interesse, an welchen Orten überall ein bestimmtes Wort bekannt ist. So ist über die Jahre ein stattliches Wörterbuch herangewachsen: Etwa 4.500 Wörter sind darin nun verzeichnet. Eine solch umfangreiche Dokumentation des alltagssprachlichen Wortschatzes einer Region, die auch noch von den Sprecher:innen selbst angefertigt wurde, ist einmalig im deutschen Sprachraum. Wir danken allen Beitragenden, die über die Jahre das Projekt unterstützt und bereichert haben und freuen uns, dass der Wortschatz der rheinischen Umgangssprache in diesem Online-Wörterbuch nun hervorragend dokumentiert und für jede:n zugänglich ist!