Regionalsprachliche Kita-Namen
Über den Gebrauch regionaler Sprache in der Werbung und bei Produktennamen haben wir bereits mehrere Artikel geschrieben, zum Beispiel , zum Beispiel Regiolekt in der Werbung und Werbung der Volksbank Köln Bonn eG. Sie soll ein Gefühl von Heimat und Vertrautheit wecken. Insbesondere im zentralen Rheinland, wo Dialekt und Regiolekt besonders identitätsstiftend sind, machen sich Unternehmen das zunutze. Doch nicht nur Getränkehersteller, Volksbanken und Verkehrsbetriebe wählen regional gefärbte Bezeichnungen und Werbeslogans, auch zentralrheinische Kindertagesstätten tragen manchmal Namen, die woanders unverständlich wären. Werfen wir einen Blick auf eine Auswahl daraus.
In Alfter heißt eine Kita Hüppekästchen. Bei Hüppekästchen handelt es sich um das Spiel Himmel und Hölle, bei dem man mit Kreide eine Reihe von durchnummerierten Kästchen auf den Boden malt und der Reihe nach durch hüpft. Wie es für Kinderspiele üblich ist, können Details und Bezeichnungen dafür variieren. hüppen ist die in den rheinischen Dialekten verbreitete Form des standarddeutschen Verbs hüpfen ohne vollzogene Lautverschiebung.
Gehüppt wird nicht nur in Alfter, sondern auch in Köln: Eine Nippeser Kita heißt Hüppedeercher, also ‚Hüpftierchen‘. Da kleine Kinder bekanntlich voller Energie sind, erschließt sich der Hintergrund dieser Benennung sofort. Eine weitere dialektal benannte Kita befindet sich in Köln-Mülheim: De Müllemer Ströppcher ‚Die Mülheimer Schlingel‘. Ströppchen ist in weiten Teilen des Rheinlands ein scherzhafter Tadel für jüngere Kinder, die etwas ausgeheckt haben. Böse ist man ihnen dafür nicht. In Köln-Vogelsang gibt es den Bewegungskindergarten Dillendöppcher. Unter einem Dilldopp oder Dillendopp versteht man im Ripuarischen einen Kreisel – und das ist gerade in einer Erziehungseinrichtung, die besonderen Wert auf spielerische Bewegung legt, ein wirklich sehr passendes Bild für Kinder.
Die rheinischen Dialekte kennen viele bildhafte Beschreibungen für Menschen mit Hummeln im Hintern. Eine davon ist Wibbelstätz oder Wibbelsterz. Die direkte Übersetzung dafür ist ‚Bachstelze‘, im übertragenen Sinne sind aber auch lebhafte Personen damit gemeint. wibbeln ist eine Ableitung von weben und bezieht sich auf das Hin- und Herbewegen des Schiffchens bei dieser Tätigkeit. Davon ausgehend kann man jede schnelle Bewegung als wibbeln bezeichnen. Der Sterz oder Stätz ist der Schwanz eines Tieres. Bachstelzen haben einen langen Schwanz, der sich beim Gehen und Landen auffällig auf und ab bewegt. Es verwundert darum nicht, dass man ruhelose Menschen mit ihnen vergleicht. Kitas mit Namen Wibbelstätz oder -sterz gibt es in Köln, Hürth, Düren und Rheinbach. Geradezu ein Renner unter den dialektalen Kita-Namen!
Nicht ganz so leicht zu deuten ist der Name der Düsseldorfer Kita Wuppnub, da sowohl Wupp- als auch Nub- oder Nupp- in den Dialektgebieten des Rheinlands verschiedene Bedeutungen haben können. Den unterschiedlichen Definitionen von wuppen, wupp und weiteren Varianten davon ist gemein, dass sie etwas mit „Schwung“ zu tun haben. Nüppke bezeichnen in Düsseldorf Tupfen. Zwar klingt Schwungtupfen im Standarddeutschen nicht so lebensfroh wie das in sich reimende Wuppnub, aber es wird doch deutlich, dass man in einer so benannten Kita den Kindern, also den Tupfen, zugesteht, nach Herzenslust wuppen zu können.
Solche dialektalen Namen von Kindertagesstätten dürften jedoch die größte Wirkung auf die Eltern haben, die selber in der Region aufgewachsen sind und die Begriffe in ihrer Kindheit gehört haben. Wer nicht von vornherein weiß, was beispielsweise ein Ströppche ist und dass Mülheim auf Kölsch Müllem heißt, findet die Bezeichnung vielleicht eher befremdlich als niedlich. Auf die Alteingesessenen wirkt sie aber – im besten Fall – nostalgisch. Da denkt man an seine eigene Zeit als Wibbelstätzche zurück.