Osterbezeichnungen im Dialekt

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Wie nennen Sie die Feiertage zwischen Karfreitag und Ostermontag im Dialekt? Zwischen Emmerich am Rhein und Bonn sind laut Rheinischem Wörterbuch zwei Formen in der Mundart dominant – zum einen das auch im Standarddeutschen verwendete Ostern, zum anderen das Synonym Paschen. Wie auf der abgebildeten Sprachkarte (erstellt nach den Angaben im Rheinischen Wörterbuch) zu erkennen ist, zeigt sich eine klare Verbreitung der beiden Varianten. Während Paschen nahezu ausschließlich im Kleverländischen zu finden ist, ist Ostern in den anderen Dialektgebieten des Rheinlandes die dominante Variante: Im ripuarischen Sprachgebiet um Aachen, Köln und Bonn dominieren die Formen Ustere und Ostere, im Bergischen Land dann Ostere, Oastere oder Uastere und im Südniederfränkischen schließlich Uestere. Ostern (in seinen Laut- und Schreibvarianten) ist das Wort des Südens; es dringt im Dialekt allerdings immer weiter nach Norden vor und ersetzt allmählich die nördliche Variante Paschen.

Woher stammen nun diese doch relativ unterschiedlichen Bezeichnungen für das Fest der Auferstehung Christi? Seinen Ursprung hat das Wort Ostern im althochdeutschen ōstra, das meist in der Mehrzahl ōst(a)rūn belegt ist. Das althochdeutsche Wort geht dabei wohl zurück auf eine Ausgangsform indoeuropäisch *āus-, *us-, was eigentlich ‚Morgenröte‘ bedeutet und als Übersetzung von kirchenlateinisch Albae paschālēs gedeutet wird. Dies bezeichnete ursprünglich die Osteroktaven (umfassen die ersten acht Tage nach der Auferstehung Jesu) und damit die Festwoche der Neugetauften, die diesen Namen nach den weißen Gewändern der Täuflinge erhielt: Lateinisch albus lässt sich mit ‚weiß‘ übersetzen, als Substantiv dient alba auch zur Beschreibung eines ‚weißen Gewandes‘ und im vulgärlateinischen auch für ‚Frühlicht, Morgendämmerung, Morgenröte‘. Im Anschluss an Albae (paschālēs) entsteht die althochdeutsche Form ōst(a)rūn, sowie das altenglische Ēastron, wohl auch angesichts der Tatsache, dass der Ostergottesdienst in der Frühe stattfand und die Täufling nach Osten gewandt standen. Das kleverländische Synonym Paschen hingegen stammt von hebräisch pēsah oder aramäisch peshâ ‚Vorübergehen Jahwes an den Häusern der Israeliten‘. Auch in den meisten anderen europäischen Sprachen wird das christliche Fest zur Auferstehung Christi mit einer Variante von Paschen bezeichnet: So sagt man in den Niederlanden Pasen, in Spanien Pasua, in Frankreich Pâques und in Dänemark påske. Das englische Wort Easter hingegen bildet eine Ausnahme – es ist mit dem deutschen Ostern verwandt.

Wir wünschen Ihnen schöne, erholsame und hoffentlich sonnige Ostertage!

Bild
Sprachkarte zur Verbreitung dialektaler Osterbezeichnungen
Bildunterschrift
Ostern in den Dialekten des Rheinlandes | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0