Katzennamen im Ruhrgebiet: Ömmes und Eumel

Text

Neulich war ich im Katzentempel Bochum zu Besuch, einem gemütlichen veganen Restaurant mit tierischer Gesellschaft. Während ich Kuchen und Cocktail genoss, fiel mir nicht nur die entspannte Atmosphäre auf, sondern auch die regionalen Namen der dort lebenden Tempelkatzen. Einer davon blieb mir besonders in Erinnerung: Ömmes. Mein Begleiter grinste, zeigte auf den Namen des großen, plüschigen Katers in der Karte und sagte nur: „Das ist ein Ruhrpott-Name. Kannste universell für irgendjemanden benutzen – ‚der Typ da‘ oder einfach ‚der Ömmes‘.“

Ömmes ist eine Erscheinung. Groß, flauschig und mit einem Blick, der zeigt, dass der Kater längst beschlossen hat, dass der Aussichtsplatz im Restaurant ihm gehört. Sein Name klingt schwer, aber herzlich. Und je länger ich ihn beobachte, desto mehr denke ich: Der Name passt perfekt. Ömmes bedeutet ‚etwas Großes, Dickes‘, aber nicht auf eine einschüchternde, sondern eher auf eine belustigende Art. Gleichzeitig ist Ömmes auch ein Synonym für „Kumpel, Kerl, Freund“. Zum Beispiel kann man sagen:

Ich hab son Ömmes von Kürbis im Garten.

Wie heißt der neue Ömmes von deiner Schwester?

Ursprünglich handelt es sich bei Ömmes um ein altes rheinisches Mundartwort, das heute über dieses Gebiet hinaus auch im Ruhrgebiet und bis ins Münsterland bekannt ist. Der Ömmes, Ommer, Ummer, Ummes oder Ümmes war im Klickerspiel der Kinder die dicke Murmel, der Hauptgewinn. Von dort aus wanderte das Wort in die Alltagssprache. 

Interessanterweise gibt es auch ein gleichklingendes Pronomen ömmes ‚jemand‘:

Da musse ömmes holen, der sich damit auskennt.

Dieses Pronomen ist sprachlich eigentlich gar nicht mit Ömmes ‚etwas Großes, Dickes‘ verwandt. Ihnen gemeinsam ist jedoch die Herkunft aus dem Dialekt. ömmes ‚jemand‘ geht auf iemes/ümes bzw. imes/ömes ‚jemand‘ zurück, das in allen Dialekten des Rheinlands zwischen Westerwald und Ruhrgebiet existierte oder existiert. Man kann es auch als Substantiv verwenden. Dann ist es ein genereller Platzhalter für eine (meist männliche) Person: Ömmes ‚irgendjemand, dessen Namen man nicht kennt oder einem nicht einfällt‘. 

Ömmes ist also vielseitig. Und, wie sich zeigt, auch ein guter Name für einen Kater. 

Bild
Rote Katze sitzt auf dem Boden
Bildunterschrift
Ömmes – Der Bestimmer | © Katzentempel GmbH

Ein paar Tische weiter rollt sich eine grauweiße Katze zusammen: Eumel, der Gemütliche. Schon der Klang seines Namens wirkt rund und tapsig, und auch das passt. Eumel (auch: Ömmel, Oimel oder Ömel) ist eine Bezeichnung für einen eher trotteligen Menschen, nicht als Schimpfwort, sondern eher im Sinne von ‚netter Trottel‘– eine dumme, aber dennoch recht liebenswürdige Person. Ein Eumel ist immer etwas schwerfällig, begriffsstutzig, verträumt oder vielleicht etwas heruntergekommen.

Woher der Name kommt, ist unklar. Ob er wirklich einen mundartlichen Ursprung hat, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. In den Dialektwörterbüchern taucht der Begriff kurz nach 1900 auf, vielleicht handelt es sich aber auch um eine Übernahme aus der damaligen Umgangssprache. Heute ist auch Eumel, ähnlich wie Ömmes, auf dem besten Weg, ein sprachlicher Alleskönner zu werden. Man kann damit einfach irgendein Ding bezeichnen: 

Gib ma den Eumel rüber! 

Wat is dat von Eumel! 

Son Eumel hab ich noch nie gesehen!

Verwandt mit dem Namen ist auch das Adjektiv eumelig oder ömmelig. Während ömmelig etwas Unscheinbares, Geringes, Unansehnliches beschreibt, kann eumelig universeller eingesetzt werden. Es kann auch ‚süß, niedlich‘ oder ‚lächerlich‘ bedeuten.

Ömmes und Eumel sind nur zwei Beispiele für die Katzennamen im Bochumer Katzentempel, die sich durch ihren regionalen Charme auszeichnen, denn hier trägt jede Katze einen Namen, der zu ihrem Charakter und dem Flair des Ruhrgebiets passt. Im nächsten Artikel in dieser kleinen Reihe geht es weiter mit Hulle und Scholli.

Bild
Schwarze Katze liegt auf einer Decke
Bildunterschrift
Eumel – Der Gemütliche | © Katzentempel GmbH