Dat war’s - Tag der Landeskunde

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Das ein oder andere Dialektwort konnte man letzten Samstag am Tag der Landeskunde in der Stadthalle Erkelenz vernehmen. Dieses Jahr drehte sich alles ums Rheinische Braunkohlerevier und das Sprachteam präsentierte mit Poster und Vorträge sprachliche Eigenheiten der Region.

Zwei Poster gaben Einblicke in den Dialekt von Keyenberg und in die Geschichte der Familiennamen von Erkelenz. Wie klingt der Satz Das Feuer war zu heiß im südniederfränkischen Dialekt des Erkelenzer Stadtteils? Besonders interessant ist hier, dass die Zweite Lautverschiebung nur teilweise mitgemacht wurde. Weitere Ergebnisse der Dialektumfrage in Keyenberg folgen demnächst hier in unserem Portal.

Welche Nachnamen gibt es in Erkelenz? Ein Abgleich von aktuellen Telefondaten mit mittelalterlichen Quellen ergab, dass etwa ein Viertel der im Mittelalter gebräuchlichen Beinamen heute noch in Erkelenz als Familiennamen zu finden sind, manche in leicht veränderter Form.

Neben zahlreichen Mitmach-Angeboten, Ausstellungen und Postern der Sprachwissenschaftlerinnen und ihren Kolleg:innen aus Alltagskultur und Geschichte gab es ein Vortragsangebot, bei dem auch über rheinische Redewendungen sowie Bezeichnungen für rheinische Backwaren berichtet wurde. Im Anschluss an die Vorträge nutzten die Zuhörer:innen die Möglichkeit, ihr Wissen einzubringen. Bei den Redewendungen wurden aus dem Publikum Wendungen beigetragen, die in Erkelenz bekannt sind. Neben Da leck mich in de Täsch, die unflätigere Ausdrucksweise für ‚Leck mich am Arsch', wurde auch das beliebte Wort usselig ‚nasskaltes Wetter' gemeldet. Zudem wurde Nürsel ‚Kleinigkeit, etwas Wertloses' angegeben. Von weiter südlich, nämlich aus Gemünd in Rheinland-Pfalz, meldete ein Zuhörer noch die Wendung Da kütt de Daue rut ‚Da kommt der Schweiß raus' - das Wort Daue habe er in Erkelenz noch nie gehört, es sei ihm nur aus seinem Heimatort Gemünd bekannt.

Erste Ergebnisse der Gebäckumfragekonnten präsentiert werden: In einem weiteren Vortrag ging es um Rollkuchen, Stuten und Onjeschwedde. Ein Zuhörer verriet uns, wie er Stuten am liebsten zubereitet: eine Scheibe Stuten, belegt mit Schinkenröllchen, Rübenkraut, bedeckt mit einer Scheibe Schwarzbrot.

Bekannt in der Gegend ist auch ein Gebäck, das dem Stuten ähnlich ist und daher auch unter dem Namen Stütchen in den Bäckereien zu kaufen ist. In der Mundart ist es als Tirelisske bekannt. Die Herkunft dieser Bezeichnung ist leicht zu erklären: Laut dem Rheinischen Wörterbuch stammt sie ab vom französischen tire-lisse, was ein „Aufzugstäbchen in der Weberei in S-Form“ bezeichnet – nur konnten wir bis heute ein solches Aufzugstäbchen nicht ausfindig machen. Ein aufmerksamer Zuhörer meint, das Geheimnis gelüftet zu haben: Die Form eines Zopfes von Leinenfäden sieht dem Gebäckstücks zumindest teilweise ähnlich (wer möchte, kann sich hier selber überzeugen), ein Aufzugstäbchen ist aber nicht zu sehen. Vorerst geht die Suche nach dem Namensgeber des Gebäckstücks weiter – wir freuen uns über weitere Hinweise!

 

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Poster vom Tag der Landeskunde
Bildunterschrift
Poster informieren über den Dialekt der Region | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte