„Dat Portal“ op Jück: Speyer

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Speyer ist nicht nur eine schöne Stadt, sondern auch für die deutsche Sprachwissenschaft relevant. Denn so, wie durch Düsseldorf-Benrath eine Dialektgrenze läuft, die niederdeutsche und mitteldeutsche Dialekte voneinander trennt, verläuft auch durch Speyer eine solche Linie. Sie wird – wenig überraschend – Speyerer Linie oder Appel-Apfel-Linie genannt. Der Name verrät bereits, dass man nördlich dieser Linie Appel sagt, südlich Apfel. Die Speyerer Linie trennt die mitteldeutschen Dialekte im Norden von den oberdeutschen Dialekten im Süden. Außerdem ist sie die südlichste Dialektgrenze des Rheinischen Fächers.

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Das Foto zeigt das Logo der Supermarktkette REWE mit dem Zusatz "Familie Appel"
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Durch Speyer läuft die Appel-Apfel-Linie | © Verena Krautwald, LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte

Entsprechend habe ich mich also gefreut, nach Speyer eingeladen worden zu sein, um dort die Pfälzische Dialektinsel am Niederrhein  vorzustellen. 

Nach dem Check-In im Hotel hatte ich noch ein wenig Zeit, um mich in der Speyerer Innenstadt umzuschauen. Auf dem Weg zum Dom sprang mich der Rewe Familie Appel geradezu an. Zugegeben, der Humor von Linguist:innen ist manchmal kurios!

Eindeutig Pfälzisch präsentiert sich das Media:TOR im Stadtzentrum. Auf einem Aufsteller prangen die Worte Mir hänn uff (‚wir haben auf‘), um Menschen in die Einrichtung zur medialen Teilhabe einzuladen.

Die sprachliche Identität der heutigen Pfälzer:innen und derer, die in großer Zahl in die USA ausgewandert sind – wie es auch die Gründungsmitglieder der Dialektinsel am Niederrhein geplant hatten –, ist in der Einrichtung ebenfalls ein Thema. Fotografiert habe ich die Werbung für den Film „Hiwwe wie Driwwe zwää. Als ob emol ned gelangt hädd!“ (‚Hüben wie drüben zwei. Als ob einmal nicht gelangt hätte!‘).

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Ein Foto von einem Aufsteller vor einem Gebäude. Auf dem Aufsteller steht "MEDIA:TOR MIR HÄN UFF".
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"MIR HÄNN UFF" 'Wir haben auf' | © Verena Krautwald, LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte

An diesem Titel lässt sich erkennen, dass das Pfälzische lautlich deutliche Unterschiede zum Standarddeutschen aufweist. Wo wir im Standarddeutschen Diphthonge (Zwielaute) erwarten, hat das Pfälzische Monophthonge (Einlaute), nämlich in zwää ‚zwei‘ und emol ‚einmal‘. Im Pfälzischen gibt es darüber hinaus keine gerundeten Vokale. Das sind die Selbstlaute, bei deren Aussprache man die Lippen rundet, zum Beispiel ö und ü. So kommt der Film zum Titel „Hiwwe wie Driwwe“ statt „hüben wie drüben“. Und was ist mit dem b passiert? Das macht in den pfälzischen Dialekten einen sehr häufigen Lautwandel durch, indem es zwischen zwei Vokalen zu einem w-Laut wird.

Sie sehen, im Rheinischen Fächer passiert zwischen Nord und Süd eine ganze Menge. Diese sprachliche Vielfalt verdient Beachtung und Wertschätzung!

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Das Foto zeigt ein Filmplakat hinter einer Fensterscheibe. Der Titel lautet "Hiwwe wie driwwe. Als ob emol ned gelangt hädd! Im Kino". Das Motiv ist gezeichnet. Ein Mann mit schwarzem Haar, schwarzem Vollbart und schwarzem T-Shirt legt einen Arm um die freundlich dreinblickende Freiheitsstatue. Die beiden stoßen miteinander an.
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"Hiwwe wie driwwe. Als ob emol ned gelangt hädd!" 'Hüben wie drüben. Als ob einmal nicht gelangt hätte!' | © Verena Krautwald, LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte