„Dat Portal“ op Jück: Minden
Wenn man von Bonn aus Richtung Berlin oder Hamburg fährt, und zwar so lange, bis man an die niedersächsische Grenze stößt, landet man unweigerlich in Minden.
Zwischen Wiehen- und Wesergebirge gelegen, gleich hinter der Porta Westfalica, liegt die ostwestfälische Kleinstadt mit ihren vielen historischen Gebäuden. Die Fischerstadt, die Bäckerstraße und das Schnurrviertels sind nur einige der pittoresken Ecken, wenn man – wie die Autorin – für mittelalterliche Architektur schwärmt.
Aber nicht nur optisch macht Minden etwas her, sondern auch sprachlich.
Neben den üblichen, regionalen Besonderheiten gibt es hier nämlich auch eine besondere Sprache – die Buttjersprache.
Die Buttjersprache ist kein eigener Dialekt in Minden, sondern eine Mischsprache aus verschiedensten Geheimsprachen. Geheimsprachen sind Sprachformen, die von bestimmten sozialen Gruppen gesprochen wurden, um sich untereinander zu verständigen, ohne dass Außenstehende etwas von der Unterhaltung mitbekommen. Buttjer war die Bezeichnung für die Bewohner:innen der oberen Altstadt, wo vor allem Sinti:zze wohnten. Das Wort Butjer selbst geht auf das rotwelsche butschen ‚arbeiten‘ zurück, es war also die ‚Sprache der Arbeiter‘ und wurde in Minden vor allem in der oberen Altstadt und (mit einigen sprachlichen Unterschieden) der auf der linken Seite der Weser gelegenen Fischerstadt gesprochen. Wie die meisten Geheimsprachen war sie vorwiegend den Männern vorbehalten.
Die Buttjersprache weist Wörter aus dem Jiddischen, dem Romanes, dem Rotwelschen, dem Jenischen, dem regionalen Platt und dem nahegelegenen Masematte auf. Aber auch Neubildungen aus existierenden deutschen Morphemen sind typisch für die Buttjersprache, wie Schwimmlinge für ‚Fische‘. Diese Vermischung verschiedensten Vokabulars sorgte dafür, dass das Mindener Rotwelsch für Nichteingeweihte kaum verständlich war.
So fragte man nicht „Wie spät ist es?“, sondern „Was schmust die Osnik?“ (wörtlich: ‚Was sagt die Uhr?‘, schmusen = ‚sagen, sprechen‘; Osnik = ‚Uhr‘)