„Dat Portal“ op Jück: Mim Schaddel durch Kassel

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Das „Schaddel“ verkehrt in Kassel, einer Großstadt im nordhessischen Dialektgebiet. Wie das zentrale Rheinland ist Nordhessen ein Übergangsgebiet zwischen Mittel- und Niederdeutsch. Und obwohl man den Slogan „Schlüssel derheeme lassen un droddsdäme mim Auto heimkommen. Spring uff!“ auch ohne Kenntnisse des Kasseler Dialekts versteht (‚Schlüssel zu Hause lassen und trotzdem mit dem Auto nach Hause kommen. Spring auf!‘), wirkt er doch recht anders als die dialektalen Werbungen aus dem Rheinland.

Das liegt daran, dass das Nordhessische in seiner Entwicklung einige Sprachwandelprozesse durchgemacht hat, die es in den Dialekten des Rheinlands nicht gab und umgekehrt.
Typisch für alle hessischen Dialekte ist, dass die Konsonanten p, t und k entstimmt worden sind und daher klingen wie b, d und g. Hier ist dies vor allem an „droddsdäme“ erkennbar. Sie kennen sicherlich den hessischen Äbbelwoi (Apfelwein) – auch hier ist das Ergebnis dieses Prozesses zu sehen.
Die Endung –e an einigen Wörtern („derheeme“, „droddsdäme“ und „heime“) ist ebenfalls auffällig. Im Nordhessischen hat sich das e am Wortende oftmals dort erhalten, wo es bereits im Mittelhochdeutschen stand, während andere Dialekte es haben wegfallen lassen.

Den rheinischen Dialekten und dem Nordhessischen ist aber gemein, dass sie nicht von der frühneuhochdeutschen Diphthongierung erfasst wurden, die sonst „uff“ zu „auf“ gemacht hätte. Dass „uff“ mit einem f endet, verrät, dass die Zweite Lautverschiebung von p zu f in den nordhessischen Dialekten stattgefunden hat (im Gegensatz zum Niederdeutschen, hier ist op zu erwarten) und diese damit südlich der Benrather Linie liegen.

Auch der englische Einfluss darf in dieser Werbung nicht fehlen: Das Schaddel selbst wurde natürlich nach dem englischen „shuttle“ ‚Pendelbus‘ benannt, berücksichtigt aber die hessischen Regeln für Konsonanten. Und statt „auf Abruf“ ist es ganz modern „auf APPruf“ zu haben.

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Werbeplakat für das Schaddel
Bildunterschrift
„Schlüssel derheeme lassen un droddsdäme mim Auto heimekommen. Spring uff!“ | © Verena Kohlmann, LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte