„Dat Portal“ op Jück: Mia redn Boarisch!

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Anfang Juli fand in Salzburg der 7. Kongress der Internationalen Gesellschaft für Dialektologie des Deutschen e.V. (IGDD) statt. Drei Tage lang tauschten sich Dialektolog:innen aus verschiedenen Ländern zu ihren Projekten aus; auch „Dat Portal“ wurde hier vorgestellt. Die Zeit war sehr interessant und bereichernd, aber auch anstrengend – ein anschließender Familienurlaub in Bayern kam da für die Erholung gerade richtig. Meinem „Dialektologinnenauge“ sind natürlich dennoch einige Fundstücke aufgefallen, so dass es heute eine neue Folge unserer Reihe „Dat Portal“ op Jück gibt.

Das Bairische (die Sprachbezeichnung wird in der Sprachwissenschaft im Gegensatz zur sonstigen Verwendung des Wortes mit ai und nicht mit ay geschrieben) ist der größte deutsche Dialektverband und gehört zum oberdeutschen Sprachraum. Es umfasst heute hauptsächlich Dialekte in Deutschland und Österreich, aber auch in der Schweiz, Italien und Ungarn. Auch wenn sich die einzelnen Dialekte innerhalb dieses großen Gebiets in ihrer Aussprache, Grammatik und Wortschatz zum Teil unterscheiden, gibt es auch Merkmale, die sie (fast) alle vereinen.

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Aufkleber mit der Aufschrift Mia redn Boarisch
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Ein deutliches Sprachstatement in Traunstein | © Charlotte Rein, LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte

Hierzu gehört die Aussprache des standarddeutschen Diphthongs ei (der auf mittelhochdeutsch ei zurückgeht, gesprochen wie in hey): Im Bairischen heißt ‚Bairisch‘ und ‚Bayrisch‘ Boarisch, dem standarddeutschen ei entspricht hier also der Diphthong oa, den es im Hochdeutschen gar nicht gibt. Dies betrifft natürlich nicht nur das Wort Boarisch, sondern alle ehemaligen mittelhochdeutschen ei, wie zum Beispiel auch in broat ‚breit‘, Loata ‚Leiter‘ oder woaß ‚weiß‘.

Wer sich anhören möchte, wie das klingt, kann dies im Sprechenden Sprachatlas von Bayern tun: https://www.dialekte.schule.bayern.de/sprachatlas/. (Achtung, hier wird das Bundesland Bayern dargestellt, also auch nicht-bairische Dialekte wie Fränkisch und Schwäbisch).

Damit unterscheidet sich das Bairische beispielsweise vom angrenzenden Schwäbischen, hier wird in den gleichen Wörtern der Diphthong oi verwendet. In den Dialekten des Rheinlands wird übrigens auch nicht der standarddeutsche Diphthong verwendet, hier steht an dieser Stelle ein langes e: breet, Lee(de)r und weeß/weet.

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Werbeplakat eines Jeansgeschäfts
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Boarisch wohin man schaut! | © Charlotte Rein, lVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte