„Dat Portal“ op Jück: Butterkekse und Bodaggn in Erlangen

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Hätten Sie gedacht, dass die Wörter Checkpoint, Schach, Scheck und Schecke alle miteinander verwandt sind? Ihre gemeinsame Geschichte beginnt mit Schach, das auf das persische bzw. arabische šāh ‚König‘ zurückgeht, der ja auch die Hauptfigur des Spiels ist. Wenn man den König angreift, muss man „Schach!“ rufen, um zu signalisieren: Gib acht auf den König! Davon erhielt das Schachspiel seinen Namen.

Scheck und Checkpoint stammen beide vom englischen Verb to check ab. Aus der Wendung ‚to keep in check‘ (‚in Schach halten‘) entwickelte sich to check ‚hemmen, aufhalten, Einhalt gebieten, kontrollieren, überprüfen‘, woraus das englische checkpoint entstand, das wir ins Deutsche übernommen haben. Scheck kommt vom englischen cheque, eigentlich ‘Zeichen für die Überprüfung der Richtigkeit einer Sache’, was ebenfalls von check abstammt. Und schlussendlich erhielt der Schecke, also ein schwarz-weiß geflecktes Pferd, seinen Namen wegen der optischen Ähnlichkeit mit einem Schachbrett.

Das und noch viel mehr gibt es seit April in der Ausstellung „Vielfraß meets Butterkeks – von der Reiselust der Wörter“ im Erlanger Stadtmuseum zu entdecken. Vorgestellt werden Wörter, die aus fremden Sprachen ins Deutsche „eingewandert“ sind.

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Plakat der Ausstellung: Auf grünem Hintergrund sind blaue Pfotenabdrücke und die Schrift „Vielfraß meets Butterkeks. Von der Reiselust der Wörter“ zu lesen.
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Vielfraß meets Butterkeks – jetzt im Stadtmuseum Erlangen! | © Verena Kohlmann, LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte

Auch der Dialekt kommt dabei nicht zu kurz: Auf gut fränkisch erklärt ein Schauspieler, woher das im Erlanger Raum gebräuchliche Bodaggn für „Kartoffel“ kommt. Dessen Geschichte ist spannend und hängt damit zusammen, wie die südamerikanische Kulturpflanze überhaupt nach Franken gekommen ist, nämlich über Südfrankreich! Die dort lebenden Hugenotten wurden wegen ihres calvinistischen Glaubens aus dem katholischen Frankreich vertrieben und durften sich auf Geheiß des Markgrafen Christian Ernst Ende des 17. Jahrhunderts in Erlangen ansiedeln. Die Kartoffel kannten sie schon, und brachten sie samt ihrer Bezeichnung patate mit nach Franken. Das zweite t wandelte sich zu k, da die Fränk:innen ans Wortende ein n gehängt hatten und k vor n leichter auszusprechen ist als t.

 

Die Ausstellung bietet interessante linguistische Einblicke für Jung und Alt; Kinder dürften die Hör- und Mitmachstationen spannend finden, eher an Erwachsene richten sich Stationen zu Sprachpurismus und Anglizismen. Denn nicht erst seit Meeting und cool wehren sich manche Menschen gegen fremdsprachliche Einflüsse und eine vermeintliche „Sprachpanscherei“. Schon in der Barockzeit kümmern sich sogenannte Sprachgesellschaften um die „Pflege“ der deutschen Sprache, indem sie Lehnwörter aus anderen Sprachen, aber auch aus Dialekten durch „deutsche“ Wörter zu ersetzen versuchten. Können Sie erraten, für welche Wörter man die Alternativen Meuchelpuffer, Brockenschmaus und Auftragebrett geschaffen hat? (Die Auflösung finden Sie am Ende des Textes unter „Literatur“ versteckt.)

 

Ein Besuch lohnt sich also, wenn Sie in der Gegend sind. Die Ausstellung wurde bis zum 25. September verlängert, mehr Informationen finden Sie auf der Homepage des Stadtmuseums Erlangen.

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Eine orangefarbene Postkarte mit dem Schriftzug „Bodaggn“
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Bodaggn – so heißen die Kartoffeln im Raum Erlangen. | © Verena Kohlmann, LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte