„Dat Portal“ op Jück: Berlin/Brandenburg

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Die sogenannte „Berliner Schnauze“ ist berühmt-berüchtigt und gilt als besonders derb. Wie viel Wahrheit in diesem Klischee steckt, kann das Sprachteam Ihnen nicht beantworten. Dass sich die Sprachen der Hauptstadtregion und des Rheinlandes aber in vielerlei Hinsicht ähneln, werden wir Ihnen anhand einiger Beispiele beweisen.

Wie das Rheinland sind Berlin und sein Umland in Brandenburg eine dialektale Übergangszone zwischen Mittel- und Niederdeutsch. Die Benrather Linie endet natürlich nicht am Rande der Karte, die wir zur Illustration nutzen, sondern zieht sich zur östlichen Grenze des deutschen Sprachgebiets. Genau wie im Rheinland vereinen auch die Sprachvarietäten um Berlin sowohl mittel- als auch niederdeutsche Merkmale. Durch die größere Mobilität wurde die Sprache Berlins vor allem im letzten Jahrhundert durch Zugezogene aus dem direkten Umland und von weiter her geprägt.

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Ein Poster mit der Aufschrift "Icke komme aus'm Osten! Kann daher praktisch allet."
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"Icke komme ausm Osten! Kann daher praktisch allet." Berlin präsentiert sich selbstbewusst in Friedrichshain. | © Verena Krautwald, LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte

"Ick koof im Kiez"

Bekannt ist, dass das Personalpronomen der ersten Person in Berlin „ick“ oder „icke“ heißt – eindeutig die nicht lautverschobene Form von „ich“ und damit Niederdeutsch. Auch der fehlende Diphthong (Zweilaut) in „koof“ statt „kauf“ ist ein niederdeutsches Merkmal.

Dass man Nachbarschaften oder Stadtteile in Berlin „Kiez“ nennt, haben ebenfalls schon viele Menschen gehört, die nicht selber aus der Region stammen. Manchmal hört man das Wort auch im Kontext mit anderen Städten wie Hamburg, dann allerdings eher in einem negativen Kontext. Die Herkunft ist nicht abschließend geklärt, der Begriff könnte jedoch auf ein slawisches Wort für ‚Haus, Hütte‘ zurückgehen. Belegt ist er im heutigen Nordostdeutschland bereits seit dem 13. Jahrhundert.

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Ein Plakat, auf dem steht "Ick koof im Kiez"
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„Ick koof im Kiez“ | © Verena Krautwald, LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte

So wie Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland „‘ne Birn“ verschenkt, bietet ein Café in Potsdam an, kostenlos „‘n Appel“ mitzunehmen. Diese Einladung könnte auch aus dem Rheinland stammen, das ebenfalls nördlich der Speyerer Linie liegt. Diese Dialektgrenze wird auch Appel-/Apfel-Linie genannt: nördlich von ihr hat die hochdeutsche Lautverschiebung pp nicht verändert, südlich wurde pp zu pf, also Appel zu Apfel. Sie trennt das Mitteldeutsche im Norden vom Oberdeutschen im Süden.

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Ein Korb mit Äpfeln, der so beschriftet ist: "Nimm dir 'n Appel (kostenlos!)"
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"Nimm dir 'n Appel" | © Verena Krautwald, LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte

Ein Wortspiel, das man auch im Rheinland hätte finden können, ist der Name dieser Bäckerei. Denn hüben wie drüben wird der Konsonant g oft wie ein j ausje-, pardon, ausgesprochen. Heimatliche Jefühle entstehen damit nicht nur bei der Berliner Kundschaft.

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Die Außenfassade einer Bäckerei namens "Jute Bäckerei"
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"Jute Bäckerei" | © Verena Krautwald, LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte