Reflexiv gebrauchte Verben

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Der Vergleich der Standardsprache mit der (rheinischen) Umgangssprache macht immer wieder deutlich: In der Alltagssprache sind häufig Varianten zu finden, die es im Hochdeutschen (offiziell) nicht gibt. Das rührt daher, dass die Umgangssprache mit grammatischen Konventionen häufig etwas freier und unkonventioneller umgeht, als die Duden-Norm es vorschreibt. Einige so entstandene Formen bleiben immer Zeichen der alltäglichen Sprechsprache, andere werden auf Dauer so üblich, dass sie schließlich in die Standardsprache eingehen.

Dies zeigt sich sehr deutlich bei reflexiven oder besser reflexiv gebrauchten Verben. Im Wörterbuch der rheinischen Alltagssprache liegen zahlreiche Satzbeispiele vor, die zeigen, dass im Regiolekt sehr viel mehr Verben reflexiv verwendet werden können als in der Standardsprache:

Trink dir doch noch en Bier, auf einem Bein kann man nicht stehen.
Et geht sich darum, dat du hier unterwünscht bist!
Zieh bei Tante Marta bloß die Schuhe aus, die hat sich doch so mit ihrem Parkett!

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"Zieh bei Tante Marta bloß die Schuhe aus, die hat sich doch so mit ihrem Parkett!" | © Tama66, Pixabay Lizenz
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"Zieh bei Tante Marta bloß die Schuhe aus, die hat sich doch so mit ihrem Parkett!" | © Tama66, Pixabay Lizenz

Wie weit verbreitet Aussprüche wie diese im deutschen Sprachraum sind, ist aus Mangel an Vergleichsmaterial nicht immer zu sagen. Für einige Verben weist der Duden daraufhin, dass sie "salopp" oder "umgangssprachlich" sind, so zum Beispiel bei sich einen trinken/saufen oder sich erschrecken. Hier kann man davon ausgehen, dass sie nicht nur im Rheinland verwendet werden. Bei anderen Verben lassen Einträge in Internetforen auf typisch (nord)rheinische Formulierungen schließen, wie bei sich gehen: Darum gehdet sich doch gar nich! Um wat gehdet sich denn sons?

In einigen dieser Fällen bestätigen Einträge in Dialektwörterbüchern die Herkunft aus den rheinischen Dialekten, so ist Et geht sich dröm ('Es handelt sich drum') im Rheinischen Wörterbuch verzeichnet (RhWB, Bd. 2, S. 1119).

Aber nicht alle reflexiv gebrauchten Verben der rheinischen Umgangssprache haben ein Pendant im Dialekt und andersherum wird nicht jedes im Dialekt reflexiv verwendete Verb auch so in der Alltagssprache verwendet. Aber wenn auch nicht alle reflexiv gebrauchten Verben einen direkten Vorläufer in den Mundarten haben, so ist doch sicher die relative Freiheit des Dialekts beim reflexiven Gebrauch von Verben aller Art eine wichtige Vorlage. Oder anders herum: Ohne die Mundarten wäre der oft spielerische Umgang der Umgangssprache mit den hier beschriebenen "Reflexivierungen" nicht denkbar. Einen umfangreichen Artikel zu diesem Thema hat Peter Honnen 2011 in der Zeitschrift "Alltag im Rheinland" veröffentlicht. Er kann hier eingesehen werden.