Der Regiolekt des Kreises Viersen
Die Bezeichnungen für alltägliche Beschäftigungen können regional stark voneinander abweichen. „Ich gleite gerne über Eis“ sagen vermutlich die wenigsten Kinder, selbst wenn es stimmt. In Viersen hätten sie es vor einigen Jahrzehnten wohl so ausgedrückt: „Ich litsche gerne.“ Mittlerweile wird dem Schliddern der Vorzug gegeben.
Eine weitere Tätigkeit, über deren Bezeichnung man sich im Rheinland streitet, ist das Untertauchen von Personen oder Gegenständen. In Viersen spricht man von döppen, wenn zum Beispiel jemand im Schwimmbad untergetaucht wird. Man kann auch zoppen, wie man es im südlichen Rheinland zu tun pflegt, aber keine Menschen, sondern nur Gegenstände: „Wenn dich dat Brötchen zu hart is, musse et inne Kaffee zoppen“, schrieb eine Gewährsperson in einen Fragebogen.
Während ältere Menschen in Viersen über Angeber:innen noch sagen, diese würden strunzen oder stüten, spielen diese Begriffe im Sprachalltag der jüngeren Generation keine große Rolle mehr. Stattdessen sprechen sie häufiger von prollen.
Die Viersener Alltagssprache kennt noch weitere Besonderheiten. So bedeutet schwanen nicht unbedingt, dass man ein schlechtes Gefühl hat. Wenn jemand gut schwant, redet diese Person viel Unsinn. Statt Unsinn könnte man aber auch Usel sagen – nur, dass das zu Verwirrung führen könnte, da Usel auch ‚Glück‘ heißen kann. Hier verhelfen aber Kontext und Sprechweise zum besseren Verständnis: „Da haste aber Usel gemacht“ weist einen auf ein Problem hin, während „da hatteste aber Usel“ zeigt, dass es glimpflich ausgegangen ist.