Varianten von Redewendungen
Heißt es nun den Mund, die Schnauze oder die Fresse halten? Und sagt man eher Es gießt wie aus Eimern oder Es gießt wie mit Eimern?
Fragen wie diese zeigen auf, wie variantenreich Redewendungen sein können – es handelt sich nur scheinbar um feste Verbindungen, die in einer Sprachgemeinschaft bekannt sind; häufig sind gerade im mündlichen Sprachgebrauch zahlreiche Varianten geläufig. Das zeigt sich auch bei einer Erhebung des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte (ILR) zum Thema Redewendungen. Die Gewährspersonen sollten dabei angeben, ob sie bestimmte Redewendungen kennen und Varianten zu diesen nennen.
Lexikalische Variation: Pannas am Christbaum
Insgesamt lassen sich bei der ILR-Erhebung bestimmte Variationsmuster feststellen: Zum einen variieren die Antworten der Gewährspersonen auf lexikalischer Ebene, das heißt einzelne Wörter (teilweise auch mehrere) der Wendung werden durch andere ausgetauscht, die Bedeutung bleibt dabei erhalten. Dies wird etwa bei Pannas am Klappmast 'Androhung von Sanktionen und Strafe' deutlich: Die Gewährspersonen behielten die Struktur der Wendung bei und tauschten nur den letzten Bestandteil aus – so nannten sie als Varianten etwa Pannas am Schwenkmast, Pannas am Christbaum, Pannas am Schlappmast, Pannas am Hängmast, Pannas am Fahnenmast oder Pannas am Schwenkarm. Dabei wurden vor allem Wörter als Varianten gewählt, bei denen die Bildlichkeit der Wendung erhalten bleibt. Pannas meint in diesen Wendungen also nicht die mit Buchweizenmehl eingedickte Blut- und Wurstbrühe am Schlachttag, sondern wird im Ruhrgebiet in der Verbindung mit Christbaum, Klappmast oder Schwenkmast als Androhung von Sanktionen und Strafe verwendet, es entsteht also eine übertragene Bedeutung, die mit der ursprünglichen nichts zu tun hat.