Örtliche Präpositionen im Regiolekt

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An Beispielen wie Ich gonn nohm Marie ('Ich gehe zu (dem) Marie', Herrwegen 2017, S. 217) wurde für den Dialekt gezeigt, dass die Verwendung von Präpositionen in den rheinischen Dialekten oftmals von der im Hochdeutschen abweicht. So ist hier statt hochdeutschem zu bei Angabe einer Richtung nach üblich: no der Tant gohn ('zu der Tante gehen', RhWB, Bd. 6, Sp. 6). Auch in den Regiolekten des Rheinlandes weicht der Gebrauch bei richtungsweisenden Präpositionen von den Vorgaben des Dudens ab, allerdings zum Teil auch von den Regeln des Dialektes.

So haben alle rheinischen Dialekte einheitlich no (und ähnlich klingende Varianten) für zu, in der alltäglichen Umgangssprache kann man aber einen Nord-Süd-Unterschied erkennen, wie an Fragebögen, die vom LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte erhoben wurden, sichtbar wird.

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Ein "verirrtes" dialektales "nach" auf einem Bonner Straßenschild | © Charlotte Rein, LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte
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Ein "verirrtes" dialektales "nach" auf einem Bonner Straßenschild | © Charlotte Rein, LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte

Die Teilnehmer:innen einer Umfrage sollten angeben, ob sie auf die Frage Wohin gehst du zum Einkaufen? mit nach, zum oder zu Knauber (= Geschäftsname, der auf einem Familiennamen basiert) antworten würden. Die Befragten im Norden des Untersuchungsgebiet tendierten eher zur dialektbasierten Variante nach, während die Fragebogenausfüller:innen aus dem Süden zumeist die hochdeutsche Form zu angegeben haben: zu. Allerdings weichen auch sie in einem Punkt von der Standardsprache ab - indem sie den Geschäftsnamen in der Regel mit einem Artikel versehen: zum Knauber heißt es dann (ausführliche Informationen zum Artikelgebrauch vor Namen gibt es hier). Die Variante nachm, also nach + Artikel, konnte auf dem Fragebogen nicht angekreuzt werden, wurde aber insbesondere von Gewährspersonen aus dem Bergischen Land hinzugefügt (einen Artikel zum Thema Zusammenziehung von Präposition und Artikel gibt es hier). Ins Auge fällt außerdem die Orientierung des Aachener Raums in Richtung Norden, auch hier wird nach präferiert.

Eine weitere alternative Formulierung wäre im Dialekt Esch jonn bey dr Knauber; sie scheint in den Regiolekten allerdings nur eine untergeordnete Rolle zu spielen: Isch jeh noch bei (der) Knauber.

Der regional unterschiedliche Präpositionsgebrauch dient auch als Pointe eines - zugegebenermaßen recht flachen - Witzes: Ein Autofahrer will eine Fußgängerin nach dem Weg fragen. Er hält neben ihr, öffnet das Fenster und fragt: "Wo geht's denn hier nach Aldi?" Die Frau antwortet, korrigierend: "Zu Aldi." Der Mann blickt auf die Uhr und fragt verdutzt zurück: "Wie, hat Aldi schon geschlossen?"