Nieder- und Oberbachem

Text

Nieder- und Oberbachem sind Teil der Gemeinde Wachtberg im Rhein-Sieg Kreis und liegen oberhalb von Bad Godesberg (Niederbachem) bzw. südlich von Bonn (Oberbachem) und damit im ripuarischen Sprachraum. Die Dialekte der Orte weisen bestimmte lautliche Merkmale auf, die teilweise auch in anderen Orten des zentralen Rheinlands um Köln, Aachen und Bonn zu finden sind. Zum einen etwa die Koronalisierung – die Aussprache des ich-Lautes als Zwischenlaut zwischen diesem und dem sch, manchmal auch als reines sch zu hören. So sagt man in Nieder- und Oberbachem also etwa Geschischte oder isch statt Geschichte und ich. Dieses Phänomen ist sowohl im Dialekt wie auch in der Standardsprache zu hören und gilt als eines der markantesten Merkmale der gesprochenen rheinischen Sprache. Auch die Verwendung des sogenannten dicken l, einer Variante, die leicht von der standarddeutschen Aussprache desselben Lautes abweicht, ist im Dialekt Nieder- und Oberbachems zu hören. Diese unterschiedliche Realisierung ein- und desselben Lautes entsteht durch unterschiedliche Zungenbewegungen und ist zumeist abhängig von der Lautumgebung - das dicke l kommt dementsprechend nur vor oder nach bestimmten Lauten vor. Dieses lautliche Phänomen kommt, ähnlich wie die Koronalisierung, nicht nur im Dialekt, sondern auch im Regiolekt und in der Standardsprache vor und unterscheidet sich auch im Gebrauch von Sprecher:in zu Sprecher:in. 

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Blick auf Oberbachem | © Xonn, CC BY-SA 3.0
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Blick auf Oberbachem | © Xonn, CC BY-SA 3.0

Auffällig ist zudem ein weiteres lautliches Phänomen, das als altes Dialektmerkmal des Ripuarischen gilt, heute aber auch im Regiolekt von vielen Sprecher:innen zu finden ist: die Verwendung des j anstelle eines g im Anlaut und sowie im Anlaut vor l und r. Der viel zitierte Satz Ne jut gebratene Jans is ne jute Jabe Jottes ‚Eine gut gebratene Gans ist eine gute Gabe Gottes‘ ist so auch in den beiden Ortsteilen Wachtbergs zu finden. Auch die Zweite Lautverschiebung, ein Lautwandel, bei dem die Laute pt und k unterhalb der Benrather Linie zu pf(t)s (und teilweise auch z) und ch verschoben wurden, ist zum Teil in Nieder- und Oberbachem zu beobachten. Deutlich wird dies etwa in Satz 4 des Wenkerbogens von 1884/1885.

Dä gode ahle Mann es mem Päed dörch et Is gebrauche on en et kahle Wasser gefalle. (Oberbachem)

De gode ahle Mann es met dem Perd dörch dat Ihs gebrauche on en dat kahle Waser gefalle. (Niederbachem)
 
‚Der gute alte Mann ist mit dem Pferd durch das Eis gebrochen und in das kalte Wasser gefallen.‘

Deutlich wird hier, dass zwar k und t zu ch bzw. s verschoben sind, das initiale p aber erhalten geblieben ist.
Ähnlich zeigt sich dies auch an folgenden Wörtern aus dem Wenkerbogen der beiden Städte (jeweils zuerst Oberbachem, danach Niederbachem): Pääfe/Pehfer Pfeffer‘, Appelbömche/Appelbönnchen ‚Apfelbäumchen‘ oder Pond/Pond ‚Pfund‘ sind Beispiele für das unverschobene initiale p wohingegen bei Wörtern wie kauche/koche ‚kochen‘, Wäche/Wauche ‚Woche‘, Kauchlöffel/Kauchläffel ‚Kochlöffel‘ oder schwazz/schwatz ‚schwarz‘ deutlich wird, dass die Verschiebung von k und t jeweils stattgefunden hat.
Wie der Dialekt der Orte klingt, können Sie auf unserer Sprechenden Sprachkarte genauer anhören.

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Tiere wie diese heißen im Dialekt von Nieder- und Oberbachem auch Päed oder Perd | © Pixabay, CC0
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Tiere wie diese heißen im Dialekt von Nieder- und Oberbachem auch Päed oder Perd | © Pixabay, CC0