Dane County Kölsch
Seit Beginn des 19. Jahrhunderts war auch im Rheinland zunehmend eine Entwicklung zu beobachten, die in anderen Regionen (z. B. in der Pfalz) bereits früher eingetreten war: die Auswanderung nach Amerika.
Bedingt durch die steigende Bevölkerungszahl, mehrfache Missernten und steigende Preise sahen die Rheinländer:innen ihr Glück zunehmend im Land der unbegrenzten Möglichkeiten und nahmen hierzu eine lange und beschwerliche Reise in Kauf. Für die Kölner Region lassen sich zwei größere Auswanderungswellen dokumentieren: In den Jahren 1848-1854 und 1881-1884 machten sich besonders viele Auswandernde aus Köln auf den Weg nach Nordamerika. Sie ließen sich in erster Linie in Dane County im Bundesstaat Wisconsin nieder und nannten sich in Anlehnung an ihre alte Heimat "Kölscher". Aber nicht nur diese Bezeichnung erinnert an die Herkunftsregion der Ausgewanderten, auch ihre Sprache behalten sie bei und unterscheiden sich so von der amerikanischen Bevölkerung. Denn wie es zu dieser Zeit in Deutschland noch ganz üblich war, sprachen die Familien untereinander Dialekt, also Kölsch. Daneben beherrschten die meisten wohl ein rheinischgefärbtes Hochdeutsch. Der neue Alltag der Kölner:innen war daher meist dreisprachig geprägt: Dialekt wurde in der Familie gesprochen, Hochdeutsch mit anderen deutschstämmigen Ausgewanderten, die nicht aus dem Rheinland kamen und Englisch mit den Amerikaner:innen. Diese Sprachkonstellation hat sich aber im letzten Jahrhundert deutlich gewandelt. Die um 1920 Geborenen sind die letzte Generation, die das Kölsche noch als Muttersprache gelernt hat. Ihre Kinder haben sie zumeist schon auf Englisch erzogen, das so zur relevantesten Sprache in Dane County geworden ist. Die Gründe hierfür waren ähnlich zu denen, die rheinische Eltern in Deutschland angeben, wenn man sie fragt, warum sie mit ihren Kindern keinen Dialekt mehr sprechen: Angst vor Schwierigkeiten in der Schule und die Befürchtung, im Berufsleben Nachteile zu erfahren.