Stuten
Den Stuten kennen die meisten Nachschlagewerke als ein großes, süßes Kastenweißbrot. Stuten muss aber nicht unbedingt ein großes Brot bezeichnen; der zu Sankt Martin verzehrte Martinsstuten passt gut in eine Hand. Kleinere Stuten kann man auch als Stütchen bezeichnen, die Übergänge dabei sind fließend. Das Wort geht zurück auf das mittelniederdeutsche stūt, stute, das eigentlich ‚Oberschenkel‘ bedeutet und sich auf die dicke, rundliche Form des Brotes bezieht. In einigen Regionen im Süden des Rheinlands kennt man das Wort Stuten nicht – jedenfalls nicht als Gebäck. Einige Gewährspersonen merkten recht verwirrt an, dass sie unter Stuten nur weibliche Pferde verstünden. Diese Tendenz ist nachvollziehbar, wenn man sich eine Sprachkarte aus den Jahren 1931/32 im Rheinischen Wörterbuch anschaut (RhWB Bd. 8, Sp. 962): Hier erkennt man, dass das Wort Stute für ‚weibliches Pferd‘ im südlichen Rheinland verwendet wird, während im Norden Mähre in Gebrauch ist. Vermutlich hat sich das Wort Stuten für das Gebäckstück deshalb nicht etabliert, um Verwechslungen mit der Stute als ‚weibliches Pferd‘ vorzubeugen. Die beiden Wörter sind sprachlich übrigens nicht miteinander verwandt, die Ähnlichkeit ist rein zufällig. Im nördlichen Rheinland und besonders am Niederrhein ist auch die Bedeutung ‚Weißbrot‘, also nicht spezifisch ein süßes Weißbrot, verbreiteter als im Rest des Rheinlands. Recht häufig wurden auch beide Optionen angekreuzt. Eine Gewährsperson aus Emsbüren bemerkt dazu ziemlich treffend: „Eigentlich kann man jedes Brot als Stuten bezeichnen.“