usselig

Text

"Bah, is dat aber uselich draußen, da bleibse besser zu Haus! Dat is aber en uselich Wetter heute." (Wörterbuch der rheinischen Alltagssprache)
 
Das Wetter bietet doch immer wieder Gesprächsstoff, besonders, wenn es mal wieder usselig, also nasskalt und trüb ist, sodass man das Haus eigentlich nicht freiwillig verlassen will. Usselig ist es im Rheinland häufig, da sind sich die Menschen im Rheinland einig. Bei der Schreibweise und den Lautvarianten allerdings weniger – es gibt unzählig viele verschiedene Versionen: usselig, uselig, uselich, usselich, uselisch, usselisch, ueselich, üselich, oselich und sicher noch zahlreiche mehr.

Eine Auswahl dieser unterschiedlichen Schreib- und Lautvarianten ist auf der abgebildeten Sprachkarte, die auf Dialektwörterbüchern (unter anderem dem Rheinischen Wörterbuch basiert, zu finden: Während am Niederrhein zwischen Kleve, Moers, Geldern, Krefeld und Kempen eine Variante mit dem Anlaut o- (oselig) belegt ist, findet man für den südniederfränkischen Sprachraum bei Mönchengladbach die Form ueselig. Für Zons wiederum ist in Dialektwörterbüchern üsselig vermerkt, bei Remscheid dann üeselig. Im ripuarischen Sprachgebietund im Bergischen Land herrscht eine Lautform mit u- vor: uselig.

Bild
usselig | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0
Bildunterschrift
usselig | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0

Als altes Mundartwort, das den Dialekten zwischen Zentraleifel und Münsterland entstammt, hat usselig eine Vielzahl von Bedeutungen: Im Dialekt dominieren 'schmutzig', 'schlecht', 'kleingewachsen' oder 'armselig', selten auch 'kalt' oder 'regnerisch', im Rheinischen Wörterbuch (Band 9, Sp. 83) findet sich ebenfalls ein Verweis auf das Wetter: en uselig Weer 'unfreundliches, ungemütliches, regnerisches, kaltes Wetter'. In der regionalen Umgangssprache breitet sich das Wort hingegen immer weiter aus – nicht nur im alltäglichen Sprachgebrauch, auch bei Wetterberichten im Radio ist es immer häufiger zu hören (dort vor allem mit Anlaut u-): Dat is aber en uselich Wetter. Das Wort erlebt derzeit ein Comeback – es wird häufig verwendet und scheint unverzichtbar bei der Beschreibung von nasskaltem Wetter, wohl auch, da es in der Standardsprache keine exakte Entsprechung gibt.

Auch im angrenzenden Westfalen ist usselig bekannt. Im Dialekt findet sich dort die Variante ueselig (siehe Lorenz 2014, S. 83), usselig 'trüb, nasskalt' (Gelsenkirchen) usselig 'nasskaltes, ungemütliches Wetter' (Duisburg) sowie uschelig 'ungemütlich' (Dortmund) sind hingegen im Regiolekt belegt. Besonders häufig scheinen so auch in Westfalen – wie im benachbarten Rheinland – Varianten mit Anlaut u- zu sein.

Usselig ist Teil einer großen Wortfamilie, zu der auch useln/oseln 'kränkeln' gehört, sowie Usel/Osel, das jemanden beschreibt, der nicht besonders glücklich ist oder ein kleines Kind (Niederrhein, Ruhrgebiet) bezeichnet. Der sprachhistorische Ursprung ist hingegen eher spekulativ: Vermutet wird, dass usselig auf ahd. usvilar 'aschfarben' zurückgeht. Im Mittelhochdeutschen bedeutet usel 'Asche' und könnte damit auf die aschfahle Gesichtsfarbe eines kränklichen Menschen (Honnen 2018), die später auf die Himmelsfarbe bei nasskaltem Wetter übertragen wurde, zurückgehen.