Schluckauf

Text

Der Schluckauf ist im Rheinland unter vielen verschiedenen Bezeichnungen bekannt. Die Verbreitung dieser ist in der Sprachkarte dargestellt.

Am Niederrhein dominiert linksrheinisch Hickepick (orange). Das Gebiet dieser Bezeichnung reicht von Kranenburg-Zyfflich (hekkepek, Heckepeck) über Sonsbeck (Hickepick, Hike Pik) und Geldern (Hickepick) bis nach Nettetal-Breyell (Hickepick) und Krefeld-Uerdingen (Hickepick). Rechtsrheinisch nannten Gewährspersonen hingegen Hick(s) (grün) im Raum Emmerich und entlang des Rheins von Hamminkeln-Mehrhoog (Hick) bis Duisburg-Alt-Walsum (Hicks). Dies ist eine lautmalerische Bezeichnung – das Wort imitiert das Geräusch des Schluckens.

Eine Vielzahl von Bezeichnungen zeigt südlich davon ein Gebiet auf, das etwa dem Sprachraum des Südniederfränkischen entspricht. Hier werden neben Hick(s) auch Schlick(s), Hickepick, Hickeschlick und Schluckauf (in ihren Lautvarianten) genannt.

Von Süden schiebt sich Schlick(s) (blau) ins Bild. Diese Bezeichnung wurde von der Eifel über das zentrale Rheinland und das Bergische Land bis etwa zur Benrather Linie gemeldet. Die Bezeichnung Schlick(s) ist auf den Stamm Schluck- zurückzuführen. Im Selfkant und bei Aachen sowie im Raum Bonn und vereinzelt im Bergischen Land finden sich dann wieder vermehrt Nennungen für Hick(s). 

Bild
Hick(s)/Schlick(s) | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0
Bildunterschrift
Hick(s)/Schlick(s) | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0

Hickeschlick (gelb) und Schluckauf (braun) wurden selten gemeldet. Hickeschlick ist für Hünxe (Hickschlick) und Voerde-Spellen (Hicke schlick) sowie Mülheim/Ruhr (Hikeschlek) und Mülheim/Ruhr-Saarn (Hickeschlick) belegt. Auch aus Simmerath-Kesternich (Hick Schlick) im Süden meldete eine Gewährsperson dieses Synonym. Schluckauf ist ebenfalls für das gesamte Erhebungsgebiet gemeldet: Neben Belegen aus dem zentralen Rheinland (Baesweiler-Beggendorf, Jülich-Welldorf, Langerwehe-Jüngersdorf sowie im Raum Aachen) gibt es auch Nennungen im Bergischen Land (Odenthal-Scheuren, Leverkusen-Schlebusch, Morsbach) und in der Eifel (Bad Münstereifel-Wald, Dahlem). Der auch im Alltagsdeutschen verbreitete Ausdruck Schluckauf kommt über das Niederdeutsche Schluckup ins Hochdeutsche. 

Grundlage der Sprachkarte ist Fragebogen 11 (2017/2018) des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte (ILR), auf dem die Gewährspersonen ihre mundartliche Bezeichnung für den Schluckauf angeben sollten. Eingezeichnet sind jeweils die für einen Ort am häufigsten gemeldeten Formen. Gab es von Hick(s), Schlick(s), Hickepick, Hickeschlick und Schluckauf abweichende Nennungen oder wurden zwei Synonyme mit der gleichen Häufigkeit angegeben, so erhielt dieser Ort einen Punkt in lila.

Anders als im Dialekt stellt sich die Verbreitung der Bezeichnungen in der regionalen Umgangssprache dar: Während im Gespräch mit Kindern Synonyme mit den Wortstämmen Schluck- oder Hick- dominieren, verwendet man beim Arzt eher das standardsprachliche Schluckauf.

Wie wird man aber diesen unsäglichen Schluckauf wieder los? Dafür gibt es verschiedene Tricks und Hausmittelchen, oft auch Segenssprüche: Bei der ILR-Erhebung gaben Gewährspersonen folgende Sprüche an: 
Ich hann dr Schlik, ich hann dr Peck, isch hann em sierve Joar gehabt. ''Ich hab den Schlick, ich hab den Peck (Pick), ich hab ihn sieben Jahre gehabt.'
Ech hab dör Hick, ech hab dör Schleck, ech hab öm drie moal dübbel deck. 'Ich hab den Hick, ich hab den Schleck, ich hab ihn dreimal doppeldick (= satt haben, leid/überdrüssig sein).'