Samstag

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Im Dialekt des Rheinlandes sind drei Bezeichnungen für den Tag vor dem Sonntag bekannt: Samstag, Saterdag und Sonnabend. Dabei zeigen sich verschiedene Lautformen und Schreibvarianten. Für Samstag kommt etwa Samsdach, Samstig, Samstes oder Samstesch vor. Gewährspersonen, die Sonnabend angeben, schreiben Sonnovvend, Sonnauvend, Sonnavond, Sunnovend oder Sünnomd. Zahlreiche Lautvarianten lassen sich auch für Saterdag finden: So(o)tendach, So(o)terdag, Soartich, Sortrich, Sotadach, Soaterdig und Soterschdag. Im Jahr 2017/2018 führte das LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte (ILR) eine Fragebogenerhebung zum Dialekt durch. Die Gewährspersonen wurden unter anderem gebeten, anzugeben, wie sie den Tag vor dem Sonntag im Dialekt nennen. Die Bezeichnung Saterdag wird hauptsächlich vom Niederrhein gemeldet. Auch für den Selfkant wird Saterdag angezeigt. Für das Bergische Land kommen entsprechende Meldungen aus Solingen, Remscheid, Wuppertal und Radevormwald-Herbeck. Diese Belege sind Reste eines alten größeren Saterdag-Gebietes.

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Samstag | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0
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Samstag | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0

Von Süden schiebt sich Samstag ins Bild. Das Gebiet, in dem Gewährspersonen diese Variante melden, schließt südlich an die Region, in der man Saterdag sagt, an. Es erstreckt sich von Sankt Hubert und Essen-Steele im Norden über Heinsberg, Dormagen und Wipperfürth bis nach Dahlem und Bad Honnef im Süden. Vereinzelt melden Gewährspersonen Samstag auch weiter nördlich aus Voerde. Sonnabend, als Synonym zu Samstag, tritt vereinzelt im gesamten Rheinland auf. Bereits aus früheren Erhebungen bekannte Belege werden auch in der ILR-Erhebung 2017/2018 aus dem Bergischen Land, aus Lindlar-Brochhagen (Sunnovend) und Bergneustadt (Sünnomd), gemeldet. Die übrigen Sonnabend-Belege tauchen allerdings an überraschender Stelle auf. So geben Gewährspersonen in Mönchengladbach-Geistenbeck (Sonnohvent), Wegberg-Merbeck (Sonnovend), Neuss-Reuschenberg (Sonn-Owend), Düsseldorf-Wittlaer (So(o)novend) und Rheinbach-Irlenbusch (Sunnovend) ebenfalls Sonnabend für den Tag vor dem Sonntag in typisch dialektaler Lautform und Schreibvariante an. Schabbes, das jiddische Wort für Sabbat, welches im Judentum auf den siebten Wochentag verweist, wird von Gewährspersonen auf dem aktuellen ILR-Fragebogen (2017/2018) zweimal angegeben: für Sankt Augustin-Menden sowie für Mönchengladbach-Rheindahlen.

Grundlage für die Samstag-Karte bilden die Antworten zum ILR-Sprachfragebogen 11 von 2017/2018. Für jeden Ort steht auf der Karte ein Symbol (ein Ortspunkt). Diese Darstellung trägt der Vorstellung vom „Ortsdialekt“ Rechnung. Wurde für einen Ort nur eine Variante gemeldet oder wurde bei mehreren Varianten eine häufiger als die andere/n gemeldet, wurde diese in die Karte eingezeichnet. Gab es für zwei oder mehr Varianten die gleiche Anzahl von Belegen, erhielt dieser Ort die Farbe Lila. Das gilt für Bonn-Castell, Gummersbach-Bernberg und Wachtberg-Werthhoven. Auf Fragebogen aus diesen Orten wurde neben Sonnabend auch Samstag notiert; offenbar werden hier beide Varianten parallel verwendet. Lila wurde auch für die Orte ausgewählt, in denen Gewährspersonen andere Antworten als SamstagSaterdag oder Sonnabend nannten. Das System der Wocheneinteilung in sieben Tage kam mit den Römern und Griechen zu den Germanen. Die Wortgeschichte der drei im Dialekt des Rheinlandes verwendeten Alternativen lässt sich dabei wie folgt darstellen: Samstag ist eine alte Bezeichnung für den Tag vor dem Sonntag. Aus dem griechischen Wort sabbaton entstand sambaton, welches über sambeztac zu Samstag wurde. Die Bezeichnung Sonnabend hingegen stammt ursprünglich von der angelsächsischen Mission im 6. bis 8. Jahrhundert. Saterdag (niederländisch zaterdag) – eine weitere Alternative für die Bezeichnung des sechsten Tages der Woche - ist hauptsächlich am Niederrhein erhalten. Sie geht zurück auf lateinisch Saturni dies 'Tag des Saturn', der Name einer römischen Gottheit. Das „Rheinische Wörterbuch“ führt neben den drei Synonymen für Samstag auch alternative Bezeichnungen wie Butz-, Schrupp- oder Wäschtag an. Ähnliche Umschreibungen sind auch von heutigen Gewährspersonen zu erwarten. Die Antworten einiger Gewährspersonen bei der ILR-Erhebung aus dem Jahr 2017/2018 mögen dies neben Belegen für SaterdagSonnabend und Samstag illustrieren:

Auf die Frage, wie der Samstag im Dialekt genannt wird, antwortete eine Gewährsperson aus Krefeld Bütt-Tag ‚Waschtag‘.

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Ausschnitt aus einem Fragebogen aus Krefeld | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0
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Ausschnitt aus einem Fragebogen aus Krefeld | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0

Eine ähnliche Antwort gab eine Gewährsperson aus Korschenbroich-Drölsholz, hier wurde die Benennung Wäsch-/Putzdach ‚Wasch-/Putztag‘ gewählt.

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Ausschnitt aus einem Fragebogen aus Korschenbroich-Drölsholz | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0
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Ausschnitt aus einem Fragebogen aus Korschenbroich-Drölsholz | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0

Die Antwort einer Gewährsperson aus Solingen-Dorp auf die Frage nach der Bezeichnung für den Tag vor dem Sonntag: Soterschdag ‚Saterdag‘.

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Ausschnitt aus einem Fragebogen aus Solingen-Dorp | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0
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Ausschnitt aus einem Fragebogen aus Solingen-Dorp | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0

Ein Beleg einer Gewährsperson aus Viersen für Sonnovvend ‚Sonnabend‘.

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Ausschnitt aus einem Fragebogen aus Viersen | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0
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Ausschnitt aus einem Fragebogen aus Viersen | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0