Platz

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Dass man einen Platz essen kann, sorgt bei manchen Menschen für Verwirrung. Gemeint ist in diesem Fall natürlich nicht etwa ein Marktplatz oder ein Platz am Tisch, sondern ein im Rheinland süßes Weißbrot, das man üblicherweise am Sonntag oder zu Festtagen gegessen hat – heutzutage kann man ihn auch unter der Woche in der Bäckerei kaufen. Ein Platz kann mit Rosinen, Mandeln oder Ähnlichem verfeinert sein. Vor dem Backen wird er kreuzweise eingeschlitzt.

Die im Jahr 2022 durchgeführte Umfrage zur Verbreitung regionaltypischer Gebäckbezeichnungen ergab, dass das Wort Platz überwiegend im Bergischen Land und im zentralen Rheinland verwendet wird (blaue Punkte in der Karte). Am Niederrhein und im westlichen Rheinland ist das Wort kaum bekannt.

Über die Herkunft des Wortes Platz wurden viele Theorien aufgestellt, die wahrscheinlichste ist jedoch, dass es von Platz im Sinne von ‚Fläche, öffentlicher Raum‘ abgeleitet wurde, denn Platz bezeichnete ursprünglich einen flachen Kuchen oder Fladen. Im Rheinland wurde diese Bedeutung auf ein nicht so flaches süßes Weißbrot übertragen. Ausführlicher diskutiert wird die Wortherkunft von Platz in Alles Kokolores? Wörter und Wortgeschichten aus dem Rheinland von Peter Honnen.

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Platz | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0
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Platz | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0

Einen flachen Kuchen, belegt mit Obst, bezeichnet man im Rheinland kaum mehr als Platz. In den meisten Nachschlagewerken ist es nur als ‚süßes Festtagsbrot‘ aufgeführt, nur im Rheinischen Wörterbuch ist ‚ganz plattes Brot von runder Form […]; dann auch Apfel- und Zwetschgenkuchen‘ noch als Nebenbedeutung von Platz verzeichnet (RhWB Bd. 6 Sp. 962). Die Gewährspersonen, die in der Umfrage angaben, Platz in dieser Bedeutung zu verwenden, kommen alle aus einem schmalen Streifen im Süden des Rheinlands und sind über 65 Jahre alt (in der Karte mit grünen Punkten dargestellt).

Ein sprachlich verwandtes Gebäck wurde von einigen Teilnehmenden als eigene Antwort dazugeschrieben: der Knipp-Platz oder auch Knipp-Plätzchen. Dabei handelt es sich um einen weichen Teigboden (meist Hefeteig) oder Plätzchen, die mit Hagelzucker bestreut sind. Gemeldet wurden Knipp-Plätzchen aus Bonn-Poppelsdorf, der Knipp-Platz aus Simmerath-Steckenborn. In Monschau-Konzen und Vettweiß kennt man ebenfalls einen flachen Kuchen aus weichem Teig bzw. Hefeteig, der mit Zucker bestreut ist, wobei es sich vermutlich auch um einen Knipp-Platz handelt. Vermutlich auch das aus Marienheide gemeldete „süße Gebäck mit Hagelzucker“ entweder ein Knipp-Platz oder Knipp-Plätzchen (in der Karte nicht aufgeführt, eingeordnet unter ‚etwas anderes‘; violette Punkte).

Woher der Wortbestandteil Knipp- kommt, wird anhand der Knipp-Plätzchen deutlich, denn diese harten Gebäckstücke machen ein knackendes oder knippendes Geräusch, wenn man sie zerbricht. Das Rezept eines Bäckermeisters aus Graurheindorf für Knipp-Plätzchen finden Sie hier.