essen

Text

“Wie heißt in Ihrer Mundart essen?" So lautete eine Frage auf dem Fragebogen 4 (1997) des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte (ILR). Die Antworten der Gewährspersonen auf diese Frage bilden die Grundlage für die abgebildete Sprachkarte. Dabei ist besonders von Interesse, in welchen Orten des Rheinlandes das finale -n erhalten geblieben ist und wo es bereits nicht mehr existiert.

Wurde für einen Ort eine der Varianten häufiger gemeldet als andere, so erhielt dieser einen Punkt in der entsprechenden Farbe (siehe Legende). Gab es für einen Ort hingegen Nennungen konkurrierender Varianten mit der gleichen Häufigkeit, so wurde ein Punkt in lila auf der Karte eingetragen. Das gilt etwa für Duisburg-Walsum (ete, eten), Rheurdt (äerte, äeten) und Blankenheim-Dollendorf (äße, äßen). Während im Osten des Rheinlandes das -n erhalten geblieben ist, fehlt es bei den Angaben der Gewährspersonen aus dem Westen zumeist (mit einigen seltenen Ausnahmen). Einzig Belege der Variante esse finden sich teilweise auch rechtsrheinisch – sie reichen entlang des Rheins von Düsseldorf (esse, ässe) über Odenthal (esse) und Troisdorf (esse, ässe) bis nach Königswinter (esse).

Der Wegfall (Tilgung) des -n hat im Rheinland wahrscheinlich nach der Reformation stattgefunden. Nachweise dafür sind die Belege im Raum Moers, die auf der Karte auf -n auslauten: äten. Die katholisch geprägte Umgebung hat die n-Tilgung übernommen, Moers hingegen nicht (vgl. auch e-Tilgung/n-Tilgung: Woche - Flaschee-Tilgung/n-Tilgung: Flasch(e)/Flasche(n) und e-Tilgung/n-Tilgung: Woch(e)/breche(n)). Zudem unterscheiden sich die Belege hinsichtlich des Anfangslautes: Am Niederrhein dominiert die Variante ä-. Die südlichsten Nennungen dieser Form finden sich in Randerath (eaten), Rheydt (eäte) und Solingen-Ohligs (eten). Südlich davon, im zentralen Rheinland und im Bergischen Land, meldeten Gewährspersonen hingen ausnahmslos Belege mit e-.

Bild
äte / esse | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0
Bildunterschrift
äte / esse | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0