probieren/proberen

Text

Das hochdeutsche Verb 'probieren' wird mit Hilfe des Elements -ieren gebildet. Dieses Muster tritt bei zahlreichen anderen Verben (Tätigkeitswörtern) in Erscheinung: kassieren, kostümieren, lamentieren usw. In den Dialekten des Rheinlands kommen die Varianten -ieren und -eren vor, wobei in den meisten Orten das auslautende -n in der Regel wegfällt: probiere, probere.

Wie die Karte zeigt, verteilen sich im Rheinland die beiden Lautvarianten nicht "wild" im Raum. Vielmehr werden Gebiete (Areale) sichtbar, in denen jeweils eine von beiden dominiert. Am unteren Niederrhein herrscht probiere(n) vor (grün). Dieselbe Variante findet man im südlichen Teil der Karte zwischen Aachen, Jülich, Bonn und Morsbach im Bergischen Land an der Grenze zum Westerwald.

Dazwischen, am südlichen Niederrhein, wird in den allermeisten Ortsdialekten probere (rot) gesagt: Der _probere _-Keil schiebt sich vom Selfkant an der niederländischen Grenze über den Kreis Viersen bis hin zum Rhein und auch noch bis nach Düsseldorf auf der anderen Seite des Stromes. Probere ist ferner die stadtkölnische Variante, sie zeigt sich auch in der westlichen Eifel und im Südosten an der Grenze zu Westfalen.

Bild
probieren/proberen | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0
Bildunterschrift
probieren/proberen | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0

Früher hat es bei vergleichbaren Verben in einigen Gegenden auch einmal die Lautform -eiere gegeben: mit dem Zwielaut ei anstelle des langen e. Für den Raum zwischen Viersen und der niederländischen Grenze ist sie durch die Dissertation von Theodor Frings aus dem Jahr 1913 bezeigt (Frings 1913, S. 63). Für den Selfkant lässt sich das Gangelter Wörterbuch aus dem Jahr 1991 heranziehen. Darin sind Formen zu finden wie parejere oder prakesejere, die man wohl auch pareiere und prakeseiere hätte schreiben können (Dounen 1991, S. 52) . Es geht also im ersten Fall um die Entsprechung zu hochdeutsch 'parieren'; bei dem zweiten Verb gibt das Wörterbuch 'grübeln, nachdenken' als Bedeutung an. Das Material für die vorliegende Karte wurde 2017/2018 gesammelt: Offensichtlich ist eine Lautvariante wie probeiere im deutschen Rheinland inzwischen unbekannt.

Die Lautkarte probieren/proberen basiert auf derselben Frage des ILR-Fragebogens 11 wie die Grammatikkarte probeerde/(hat) probeert, die dem Gegensatz zwischen den beiden Vergangenheitsformen gewidmet ist.