miek/(habe) jemaat

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Die Verteilung von Präteritum und Perfekt, zwei Formen der Vergangenheit, wird auf der Sprachkarte dargestellt. Das Präteritum lautet im Standarddeutschen etwa probierte, machte oder fiel, das Perfekt heißt zum Beispiel er hat probiert, er hat gemacht sowie er ist gefallen. Auch in den rheinischen Dialekten gibt es beide Varianten: miek, meek, mook, määt, muuch oder maakde, maden oder machet (Präteritum) sowie (habe) jemaat/gemaat, jemacht, jemäät, gemakt oder jemäk (Perfekt).

Am Niederrhein nannten die Gewährspersonen linksrheinisch überwiegend das Präteritum (grüner Punkt). Die Formen lauteten in Kranenburg sowie in Kleve, Kevelaer-Twisteden und Sonsbeck ek mi(e)k. Für Krefeld und Niederkrüchten ist meek belegt: Interessant sind auch die Antworten aus Goch-Pfalzdorf: Neben der ursprünglich pfälzischen Variante ich hon gemach (Perfekt) nannte eine zweite Gewährsperson eine Form, die typisch für den Niederrhein ist: ek miek (Präteritum). Diese Varianz kommt zustande, da es sich bei Pfalzdorf um eine sogenannte Dialektinsel handelt.

Im Süden des Erhebungsgebietes dominiert hingegen das Perfekt (Punkt in orange). Das Gebiet dieser Form reicht von Monschau über Bonn und Köln (ich hann jemaatisch han et gemaht) bis nach Lövenich (ich henn gemäck), Jüchen (ech hann jemaat), Dormagen-Zons (isch han jemat) und Wermelskirchen (ech han jemaat).

Das Gebiet dazwischen, das sich ungefähr mit dem Sprachraum des Südniederfränkischen deckt, ist von großer Varianz geprägt – Präteritumformen und Perfektbelege werden nebeneinander gemeldet.

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miek/(habe) jemaat | © LVR-Institut für Landeskunde und  Regionalgeschichte, CC BY 4.0
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miek/(habe) jemaat | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0

An der Grenze zu Westfalen gaben Gewährspersonen abermals das Präteritum an. Belege gibt es hier für Mühlheim/Ruhr-Saarn (ick maakden), Velbert-Langenberg (ich moot), Wuppertal-Barmen (ek mak'en), Remscheid (ech makten), Solingen (ech mahden, ech makden) sowie Wipperfürth (ik ma(t)te) und Morsbach (ech maachde). Auch für den Selfkant, im Raum Aachen, einem Gebiet bei Zülpich und Mechernich sowie in der Eifel um Dahlem ist wieder das Präteritum belegt. Für den Selfkant waren die Formen ich maakde, mook notiert, in Aachen nannten Gewährspersonen isch maachet, in Zülpich dann ich made und für Dahlem-Baasem ist esch moch belegt.

Vor allem im mündlichen Sprachgebrauch konkurrieren Präteritum und Perfekt miteinander. Auffällig ist, dass der Gebrauch des Perfekts zunimmt, während das Präteritum eher abgebaut wird. Dieser sogenannte Präteritumschwund ist ebenfalls auf der Grammatikkarte probierte/(hat) probiert zu sehen.

Bereits 1997 war in einer Erhebung des ILR nach den Vergangenheitsformen des Verbes 'machen' gefragt worden. Die Gewährspersonen sollten hier neben der Grundform 'machen' die Formen 'ich machte' (Präteritum) und 'ich habe gemacht' (Perfekt) in ihre Mundart übersetzen. Viele Gewährspersonen behielten die Unterscheidung zwischen Präteritum und Perfekt im Dialekt bei, andere nannten sowohl für 'ich machte' als auch für 'ich habe gemacht' mundartliche Formen im Perfekt.

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Ausschnitt aus einem Fragebogen aus Mönchengladbach | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte
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Ausschnitt aus einem Fragebogen aus Mönchengladbach | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte

Auf diesem Fragebogen aus Mönchengladbach ist nur eine Form der Vergangenheit angegeben: ich han gemäkt.

Eine Gewährsperson aus Langenfeld nennt nur eine Vergangenheitsform: ich han jemaat. Auch aus Bad Honnef wurde von einer Person, die an der Erhebung Umfrage teilnahm, nur eine Form der Vergangenheit gemeldet: ich hann jemaach

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Ausschnitt aus einem Fragebogen aus Langenfeld | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte
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Ausschnitt aus einem Fragebogen aus Langenfeld | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte