Zeitung
a) Begriff
Man kann Zeitung gewiss zu den modernen Kulturwörtern stellen, wenn man die allgemeine Verbreitung im Auge hat, obwohl die Institution Zeitung schon im 18. Jahrhundert begründet wird. Von einer größeren Verbreitung können wir aber sicher erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgehen. Die Zeichnung des Fragebogens war ausreichend deutlich, es gab kaum Fehlermeldeungen; allerdings füllten einige Informanten diese Antwortzeile nicht aus, vermutlich, weil es im betreffenden Dialekt kein von der Standardform abweichendes Lexem gibt (was manche Informanten auch so oder ähnlich mitteilten). Die Belegort auf der Karte ohne Symbol sind also vermutlich den standardsprachlichen Meldungen hinzuzurechnen.
b) Heteronymik
Das hochdeutsche Lexem Zeitung dominiert im deutschen Teil des Untersuchungsgebietes. Interessanterweise hat sich aber eine niederdeutsche Lehnbildung Tietunk im nördlichen Westmünsterland flächendeckend durchgesetzt. Damit zeigt sich, dass bei modernen Kulturwörtern, die sich bereits im 19. Jahrhundert verbreiten, durchaus noch Dialektbildung stattfinden konnte (vgl. Kremer 1979, Teil 1, S. 204 und Teil 2, 244).
Die niederländische Standardform krant erscheint nur im Liemers (und in Reliktlage zwischen Kleve und Anholt), ansonsten finden sich im niederländischen Teil des Untersuchungsgebietes die Varianten Kraant (Groesbeek-Tolkamer) und Krante (östlicher Achterhoek). Ein vereinzeltes Korante wird als Relikt aus Gemen gemeldet.
Offensichtlich älter als Zeitung ist das Heteronym Blatt oder Dageblatt, das sich sowohl am Niederrhein als auch im westlichen Westmünsterland entweder als einziger Beleg oder als Zweitmeldung findet.