Kühlschrank

a) Begriff

Text

Der Kühlschrank in seiner heutigen Form ist sicher eine relativ junge Entwicklung, und vor allem seine Verbreitung ist wohl auf die Zeit nach 1945 zu begrenzen. Er hatte jedoch einen Vorläufer, den Eisschrank, der keine Kältemaschine besaß, sondern mit Blockeis gefüllt wurde. Daher findet sich in der deutschen und in der niederländischen Umgangssprache neben dem jeweiligen Standardwort Kühlschrank bzw. koelkast auch noch das Synonym Eisschrank bzw. ijskast.

b) Heteronymik

Im deutschen Teil des Untersuchungsgebietes findet sich, allerdings fast ganz auf das Westmünsterland beschränkt, die Standardform Kühlschrank (am Niederrhein nur in Praest und Emmerich). Auf niederländischer Seite stimmen einige Meldungen im Bereich Liemers mit der niederländischen Standardform koelkast überein, daneben finden sich die Lehnübersetzungen KulkasKulkaste und Kölkaste. Auch am deutschen Niederrhein ist die Lehnübersetzung KühlkastKuhlkas vorherrschend. Im Westmünsterland findet sich eine Lehnübersetzung mit dem Grundwort Kast nur vereinzelt (Epe, Burlo, Anholt), häufiger die Lehnübersetzung Köhlschrank und an zwei nordöstlichen Belegorten die Form Köhlschap (Legden, Hochmoor). Bildungen mit dem Bestimmungswort Ies- sind in Streulage im gesamten Untersuchungsgebiet zu finden, jeweils mit dem der Umgebung entsprechenden Grundwort Schrank (Westmünsterland) bzw. Kast(e).

Bild
Kühlschrank | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0
Bildunterschrift
Kühlschrank | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0

c) Wortgeographische Deutung

Die westmünsterländischen Mundarten haben offenbar schon seit langem das hochdeutsche Lehnwort Schrank übernommen und damit ältere Formen wie Schap oder Kaste allmählich ersetzt (vgl. Piirainen/Elling 1992, 802), so dass sich für den Begriff Kühlschrank keine Lehnübersetzung zu Köhlschap oder Köhlkaste mehr anbot, von wenigen Ausnahmen abgesehen. So kommt es, dass im deutschen Teil des Untersuchungsgebietes heute die Form Kühlschrank überwiegt. Allerdings ergab meine direkte Befragung Mitte der siebziger Jahre im Raum Legden-Ochtrup-Burgsteinfurt (in unserem Untersuchungsgebiet nur mit den Orten Legden-Schöppingen-Nienborg vertreten) die Bildung eines kleineren geschlossenen Köhlschrank-Areals (vgl. Kremer 1979: Teil 2, 242).