Fernseher

a) Begriff

Text

Auch für den Fernseher gilt, was für das Kino und den Staubsauger gesagt wurde: Die Entwicklung fällt in die Zwischenkriegszeit, die allgemeine Verbreitung allerdings erst in die Nachkriegszeit, in diesem Falle trägt die Fußballweltmeisterschaft 1954 zu einer starken Ausbreitung bei. Als deutsche Standardlexeme kann man Fernsehapparat, -gerät und Fernseher ansehen, als umgangssprachliches Synonym Fernsehen; die niederländischen Entsprechungen sind televisietoestel bzw. televisie, t. v. Da Fernsehen u. a. aus pädagogischen Gründen nicht unumstritten ist, fordert es zur Bildung pejorativer oder spöttischer Bezeichnungen für das Gerät heraus.

b) Heteronymik

Das im deutschen Teil des Untersuchungsgebietes vorherrschende Heteronym ist Fernseher, vereinzelt Fernseh(e)n oder die gekürzte Form Fernseh. Erwartungsgemäß steht ihm auf niederländischer Seite das der Standardsprache entlehnte televisie (auch tillevisie) gegenüber. Daneben kommt es im Raum Burlo-Ammeloe und Epe-Schöppingen fast zu einer Wortarealbildung von Flimmerkiste, das sich vereinzelt auch am Niederrhein findet (Zyfflich, Kalkar, Rheinberg). Im östlichen Achterhoek und verstreut im deutschen Untersuchungsgebiet (Goch, Xanten, Rheinberg, Bocholt) erscheint das Lexem Kiekkaste(n) (meist als Zweitmeldung), als Einzelmeldungen auch Fernsehkiste, -kas(t)Kas und Glotzkiste. Wir werden die Benennungen wohl auf die indirekte Befragungsmethode zurückführen müssen, die kein Monitoring im Sinne eines korrigierenden Hinweises auf den normalen Sprachgebrauch zuließ.

Bild
Fernseher | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0
Bildunterschrift
Fernseher | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0

c) Wortgeographische Deutung

Gelegentliche Übereinstimmungen (hier bei Kiekkaste(n)) können nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Falle moderner Kulturwörter die Staatsgrenze in der Regel als Wortgrenze auftritt: Die standardsprachlichen Lehnwörter televisie und Fernseher stehen einander in geschlossenen Arealen gegenüber. Ob das gehäufte Vorkommen von Flimmerkiste im Norden des Westmünsterlandes auf neue Arealbildung schließen lässt, erscheint zweifelhaft, müsste aber wohl noch einmal überprüft werden.