Fussbroich

Text

Bis in die frühen 2000er begleitete der WDR das Leben der Kölner Arbeiterfamilie Fussbroich zu Dokumentationszwecken mit der Kamera. Für uns ist besonders der Name von Interesse – ein Name, der nicht nur in Köln, sondern auch im angrenzenden Rhein-Sieg Kreis, dem Rhein-Erft Kreis, dem Oberbergischen Kreis und an der Grenze zu den Niederlanden in der Städteregion Aachen verbreitet ist (vgl. Karten bei geogen). Doch woher stammt dieser typisch rheinische Name? Und was bedeutet er? Beim ersten Bestandteil des Namens liegt die Vermutung nahe, es könne sich um das hochdeutsche Wort 'Fuß' (von mittelhochdeutsch vuoz ‚Fuß, Bein‘, mittelniederdeutsch vōt, vout, voet, voit ‚Fuß‘) handeln. Allerdings, und das trifft auch im Falle von Fussbroich zu, kann der Ursprung von Fuss- auch im mittelhochdeutschen vuhs 'Fuchs' liegen. Im Niederdeutschen und in einigen hochdeutschen Regionen wurde das germanische hs zu s(s). In der Sprachwissenschaft nennt man diesen Vorgang Assimilation; eine lautliche Angleichung benachbarter Konsonanten zur einfacheren Aussprache dieser – im Falle von Fussbroich die Angleichung des hs zu s(s). So ist auch in vielen rheinischen Dialekten noch die Form fus, seltener auch fos für den ‚Fuchs‘ geläufig, besonders im Ripuarischen und Südniederfränkischen in Mönchengladbach und Grevenbroich (RhWB, Band 2, Sp. 848).

Bild
Fuchswelpe | © tommileew, Pixabay Lizenz
Bildunterschrift
Fuchswelpe | © tommileew, Pixabay Lizenz

Der zweite Teil des Namens Fussbroich ist auch aus vielen Ortsnamen im Rheinland bekannt und meint eine alte Besiedlungsstelle. Broich geht auf das mittelniederdeutsche brōk, brūk 'Bruch, Sumpf, Moorland' zurück; der Wandel von k zu ch ist der Zweiten Lautverschiebung geschuldet. Broich weist zudem eine weitere rheinische Besonderheit auf – das nur noch in Eigennamen erhaltene Dehnungs-i. Nicht zuletzt dank Horst Schlämmer, dem Alter Ego des Komikers Hape Kerkeling, ist die Ortsnamenendung -broich weit über die Grenzen des Rheinlands hinaus bekannt. Zum Leidwesen der Einwohner der zahlreichen Städte, die auf -broich enden, denn es heißt nicht wie bei Horst Schlämmer -breuch, sondern -brooch! Das i in Broich ist still und wird nicht gesprochen; es dient allein dazu, anzuzeigen, dass der vorhergehende Vokal (in diesem Fall das o) lang gesprochen wird. Das gilt natürlich für alle Ortsnamen mit er Endung -broich wie auch den Familiennamen Voigt – in all diesen Fällen dient das i als Dehnungszeichen, sodass jeweils ein langes o gesprochen wird (so etwa Grevenbroich, Korschenbroich, Kleinenbroich, Voigt). Dehnungszeichen gibt es einige im Deutschen, üblicherweise werden Vokale durch das Anhängen eines h (hohl, mehr, Kuhle) oder e (Liebe, Vieh, Familienname Daemen) oder durch Vokalverdopplung (Aal, Saal, See) gedehnt. Das Dehnungs-i aber, das vor allem im Rheinischen vorkommt, ist mittlerweile nicht mehr produktiv und nur noch in zahlreichen Eigennamen des Rheinlands erhalten; Eigennamen sind in der Schreibung konservativ – oft werden Schreibweisen beibehalten, die historisch lange verschwunden sind.