Jakob

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Der Name Jakob hat hebräischen Ursprung und bedeutet 'Er [Gott] möge schützen'. Im Rheinland ist er als Vorname schon lange nachweisbar – bereits ab 850 nach Christus ist er in schriftlichen Quellen belegt. Dabei ist Jakob zuerst als Name von Geistlichen, etwa von Mönchen, fassbar. Doch bereits um 1200 gibt es im Rheinland kaum eine einflussreiche bürgerliche oder ministeriale Familie ohne ein Mitglied namens Jakob. Und auch in den niedrigeren Schichten finden sich bereits Personen dieses Namens (vgl. Littger 1975, S. 288).

Diese Zunahme steht im Zusammenhang mit der generellen Etablierung von biblischen Rufnamen im Rheinland seit dem 12. Jahrhundert, wobei Jakob zwar recht beliebt, aber nicht ganz so häufig war wie der absolute Spitzenreiter Johannes (siehe auch Kurzformen auf -es). Und so finden sich bereits in mittelalterlichen Quellen der Stadt Köln unterschiedliche Kurz- und Koseformen des Namens, die in reicher Zahl immer dann entstanden, wenn ein Name sehr oft vergeben wurde, um so Uneindeutigkeiten vermeiden zu können. Diese Namenvarianten sind häufig von den Dialekten der jeweiligen Orte geprägt. So begegnen in jüdischen Quellen des Mittelalters die Formen Koppchen und Köppchen, die eindeutig dialektal geprägt sind (Hollender 2014, S. 51-52). Für das 20. Jahrhundert finden sich im großen Rheinischen Wörterbuch zahlreiche weitere regionale Kurz- und Koseformen wie JokepJakJaksJakesJebche(n), JapJapsJöpKobesKöbesKöp (Bd. 3, Sp. 1132).

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Schriftzug Jakob an Hauswand | © Paolo Gamba, CC BY 2.0
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Schriftzug Jakob an Hauswand | © Paolo Gamba, CC BY 2.0

Wie so oft bei häufigen Vornamen, haben sich auch für Jakob mit der Zeit Gebrauchsweisen mit einer eher allgemeinen Bedeutung herausgebildet. So kennt man im Rheinland den billije Jakob. Als solcher werden bzw. wurden Marktschreier bezeichnet, die auf Jahrmärkten Ramsch- und Schleuderware verkaufen und diese laut rufend, mit lustigen Sprüchen, bewerben. Auch der dolle Jakob kann einem begegnen, vorzugsweise auf dem Teller, in Form eines Bohneneintopfs (ein Rezept zum Nachkochen gibt’s zum Beispiel hier). Und dann gibt es noch die als Jaköbche bzw. Jaköbkes bezeichneten Stirnfransen junger Mädchen, heute eher als Pony bekannt (mehr zur regionalen Verteilung der Verkleinerungsformen -chen und -ken).

Die aber wohl bekannteste Verwendung betrifft die Namenvariante Köbes: Als solche werden im Rheinland (vor allem in Köln, aber auch in anderen zentralrheinischen Orten - sogar in Düsseldorf) die Kellner der Brauhäuser bezeichnet. Mit blauer Schürze und Lederportmonee am Gürtel bekleidet, dazu einen eher grimmigen Ausdruck im Gesicht, regieren sie im Früh am Kölner Dom, im Füchschen in Düsseldorf oder im Bönnsch in der Bonner Innenstadt. Sie bringen Bier, bis der Deckel auf dem Glas liegt, wachen über das rheinische Reinheitsgebot (bestellen Sie lieber kein Kölsch-Cola-Mischgetränk!) und sorgen für Ordnung im Gastraum. Doch wie kommt es, dass sie einheitlich Köbes, also Jakob, genannt werden? Hieran scheiden sich die Geister, eine eindeutige Erklärung gibt es bislang nicht. Eine beliebte Entstehungsgeschichte erklärt die ersten so benannten Kellner zu mittelalterlichen Jakobspilgern, die sich auf der Durchreise ein Zubrot verdienen mussten. Diese Deutung ist allerdings zeitlich nicht haltbar, da erst vor etwa 200 Jahren die ersten Belege für die Bezeichnung von Kellnern als Köbesse auftauchen. Auch hatte Köln für den Jakobsweg nie eine derart große Bedeutung. Eher unwahrscheinlich ist auch die Entstehung durch die Beeinflussung von lateinisch caupo 'Gastwirt'. Realistischer hingegen ist die Ableitung von der mundartlichen Bedeutung Köbes 'vierschrötiger Mensch' (Honnen 2018).

Seit Ende der 1980er erfreut sich der Vorname Jakob (wieder) großer Beliebtheit. 2017 und 2018 liegt er auf Platz 19 der deutschlandweiten Hitliste. In Krefeld belegte er 2017 Platz 35, in Bonn steht der Name sogar auf Platz 12 der am häufigsten vergebenen Babynamen 2017.

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Köbes-Figur am Kölner Peters Brauhaus | © Fridolin freudenfett, CC BY-SA 4.0
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Köbes-Figur am Kölner Peters Brauhaus | © Fridolin freudenfett, CC BY-SA 4.0