mir/mich

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Die Karte zeigt den unteren Niederrhein und die angrenzenden Regionen der Niederlande. Fünf verschiedene Pronomen teilen sich im Dialekt den kartierten Raum. Im Osten, etwa in Bocholt oder Schermbeck, ist es das westfälische mi, im Westen das brabantische mijn (mit me als unbetonter Form). Dazwischen sind von Nord nach Süd min, mej und mech angeordnet. Jede dieser Formen würde ins Hochedeutsche übersetzt sowohl 'mir' als auch 'mich' bedeuten können.

Bild
min/mej/mech | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0
Bildunterschrift
min/mej/mech | © LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, CC BY 4.0

Das dialektale Pronomen min stammt aus dem Nordwesten und hat sich einst nach Südosten hin ausgebreitet. Auf der Karte reicht es bis nach Goch und Xanten. Dagegen hat sich mech vom Süden her "hochgearbeitet", laut Karte gehört Geldern zum mech-Gebiet, Rheinberg schon nicht mehr. Das mej-Gebiet dazwischen war einmal größer, es ist aus zwei Richtungen "angeknabbert" worden.

Die Karte ist eine vereinfachende Umzeichung der entsprechenden Karte aus Jan Goossens‘ "Fränkischem Sprachatlas", für den deutschen Niederrhein liegen die Fragebögen Georg Wenkers aus den 1880er Jahren zugrunde. Seitdem hat sich wieder manches geändert. In Rheinberg etwa, wo damals noch mej galt, sagt man heute im Dialekt mech. Und möglicherweise war bei den dortigen Plattsprecher:innen früher sogar einmal min gebräuchlich. Das Kartenbild ist ein schönes Beispiel dafür, was "Sprache in Bewegung" bedeuten kann.