Emmerich

Text

In Emmerich am Rhein wird ein kleverländischer Dialekt gesprochen. Eine Probe stellt die folgende Sprachaufnahme aus dem Jahr 1982 dar, die auf der "Sprechenden Sprachkarte" auch abzuhören ist. Ein Emmericher, geboren 1914, erzählt über die Fastnacht in den 1920er Jahren (hier der Anfang des Textes):
 
Ek was nett ach Johr olt, du hebb ek min met min Frende verkleed in olde Kleer van Vader en Muder. Et Chesech bemolt met Waterfärf, sin wee mette Fuckepott van Hüss tu Hüss chetrocke. Vör die Döre songe wej:
Fuckepotterei, Fuckepotterei,
chäff min e Stüver, dann go ek vorbei.
Hebb chen Geld, öm Brot te koope,
Geld es min dör de Bocks cheloope.
Fuckepotterei, Fuckepotterei,
chäf min e Stüver, dann go ek vorbei
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Bild
Emmerich, vom anderen Rheinufer aus fotografiert (Ende 1950er Jahre) | © Sammlung Böcking/LVR, CC BY 4.0 (1982-169-19/Archiv des Alltags im Rheinland)
Bildunterschrift
Emmerich, vom anderen Rheinufer aus fotografiert (Ende 1950er Jahre) | © Sammlung Böcking/LVR, CC BY 4.0 (1982-169-19/Archiv des Alltags im Rheinland)

Die Dialekte des kleverländischen Raumes unterscheiden sich erheblich. Gerade zwischen dem Norden, zu dem Emmerich gehört, und dem Süden lassen sich kennzeichnende Gegensätze ausmachen. Das fängt schon bei solch kleinen Wörtern wie der Konjunktion 'und' an. Im Norden ist en gebräuchlich, in dieser Aufnahme häufig zu hören, zum Beispiel gleich im ersten Satz: van Vader en Muder: Das en schließt ans Niederländische an, in der dortigen Schriftsprache wird ebenfalls en geschrieben. Anstelle von en ist weiter südlich im Kleverländischen on zu hören – diese Variante stimmt mit den Dialekten im übrigen Rheinland überein und hat mit standarddeutsch und schon etwas mehr Ähnlichkeit. Auch min ‚mir/mich‘ verrät, dass der betreffende Dialekt in der Nähe der niederländischen Grenze angesiedelt ist (Karte): du hebb ek min met min Frende verkleed.

Ebenfalls im ersten Satz ist von olde Kleer 'alte Kleider' die Rede. Die Lautvariante old ist typisch für den rechtsrheinischen Niederrhein, während westlich des Stroms ald oder auch ahl üblich sind: Das Kleverländische ist in westöstlicher Richtung also ebenfalls durch Unterschiede geprägt.

Der Fuckepott war ein selbstgebasteltes Lärm-"Instrument". Der Text ist (in anderer Verschriftung) zu finden in: Das rheinische Platt – Eine Bestandsaufnahme 1989.

Übersetzung des Textes

Ich war gerade acht Jahre alt, da habe ich mich mit meinen Freunden verkleidet in alte Kleider von Vater und Mutter. Das Gesicht bemalt mit Wasserfarbe, sind wir mit dem "Fuckepott" von Haus zu Haus gezogen. Vor den Türen sangen wir:

Fuckepotterei, Fuckepotterei,
gib mir einen Stüber, dann geh ich vorbei.
Hab kein Geld, um Brot zu kaufen,
Geld ist mir durch die Hose gelaufen.
Fuckepotterei, Fuckepotterei,
gib mir einen Stüber, dann geh ich vorbei.