Thomas

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Ob Gesandter der Kirche, Apostel oder Heilige, sie alle haben in vielerlei Hinsicht Spuren im Rheinland hinterlassen, auch in der Namenlandschaft dieser Region. So ist etwa der Rufname Thomas in Deutschland bis in die Mitte der 1980er Jahre häufig vergeben worden, später trugen dann deutlich weniger Jungen diesen. In den Niederlanden scheint die Verbreitung des Rufnamens hingegen eher gegenläufig zu sein: Während bis etwa Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts nur wenige Jungen Thomas hießen, stieg die Vergabe des Rufnamens danach sprunghaft an.

Seinen Ursprung hat der Name im der Bibel; im Mittelalter ist Thomas wohl vor allem dank des Apostels bekannt aber auch andere Träger des Namens wie etwa die Heiligen Thomas Beckett (12. Jahrhundert) oder Thomas von Aquin (13. Jahrhundert) haben zu seiner Verbreitung beigetragen. Der aus der Bibel übernommene Rufname geht auf einen Beinamen aramäischen Ursprungs zurück, genauer gesagt auf die aramäische Bezeichnung te’oma, die so viel wie ‚Zwilling‘ bedeutet.

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Gründervater Thomas Jefferson | © Rembrandt Peale - White House Historical Association, gemeinfrei
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Gründervater Thomas Jefferson | © Rembrandt Peale - White House Historical Association, gemeinfrei

Ähnlich wie bei Johannes oder Christine entstehen bei Namen, die häufig vergeben wurden, Kurz- und Koseformen – zum einen, um Menschen mit dem gleichen Namen voneinander unterscheiden zu können, zum anderen aber wohl auch, um Zuneigung auszudrücken. So sind bei Thomas einerseits Formen der Art T(h)ommes oder T(h)ömmes entstanden, andererseits sind auch ältere Kurzformen der Form Mays, Mais oder Maeß belegt; in Solingen-Hilgen kennt man zudem Doms (RhWB, Band 8, Sp. 1174 f.). Natürlich gibt es auch einzelne Redensarten in Verbindungen mit dem Namen (RhWB, Band 8, Sp. 1174 f.) sowie zahlreiche weitere Wörter, die Thomas- als ersten Bestandteil aufweisen: Thomasesel, Thomasmehl oder Thomasschlacke sind nur einige davon. Und nicht zuletzt dürfte auch der ungläubige Thomas bekannt sein – eine Bezeichnung, die auf die Bibel Bezug nimmt, in der dargestellt wird, dass Thomas die Kunde von der Auferstehung des Herrn erst glaubte als er die Wundmale seines Herrn gesehen und berührt hatte. Auch heute noch benennt man jemanden, der etwas nicht glauben will im Rheinland als dä unjläuvije Thomas und kennt dort ebenfalls die Redensart Mer kann met demm nit et Tömmesje maache, wenn man jemandem nichts vormachen oder denjenigen nicht für dumm verkaufen kann. Rufnamen dienen also nicht allein zur Benennung von Menschen, oft nehmen sie auch eine zweite, häufig übertragene Bedeutung an.

Und nicht nur als Rufname ist Thomas in Deutschland weit verbreitet, auch als erblicher Familienname ist er in zahlreichen Varianten zu finden. So liegt ThomaThomann oder Thomsen ebenso wie Maas oder Maahsen der Rufname Thomas zugrunde.

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Ungläubiger Thomas | © Matthias Stomer, gemeinfrei
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Ungläubiger Thomas | © Matthias Stomer, gemeinfrei