Martin
Die Verehrung des Heiligen Martin von Tours hat im Rheinland eine lange Tradition: Martinsumzüge mit Laternen, Weckmänner (auch Stutenkerl, Buckmann oder Kloskerl genannt, siehe Sprachkarte) und Heischegänge von Kindern (schnörzen, kötten, dotzen) prägen hier die Zeit um den 11. November.
Doch der großzügige Heilige hat nicht nur in der Brauchkultur Spuren hinterlassen, auch in der rheinischen Namenlandschaft begegnet er uns immer wieder. Die große Beliebtheit des ehemaligen Bischofs von Tours führte dazu, dass viele Männer nach ihm benannt wurden. Bereits im 9. Jahrhundert lassen sich einige Kleriker mit dem Namen _Martinus _(die lateinische Variante von Martin) nachweisen, im 10. Jahrhundert begegnet uns in der Überlieferung sogar schon ein Laie dieses Namens. So früh sind im Rheinland wenige Heiligennamen nachgewiesen, die meisten Nachbenennungen dieser Art finden sich erst ab dem 12. Jahrhundert (vgl. Littger 1975). Die lateinische Namenform gibt Aufschluss über den Ursprung des Namens: Er geht auf lateinisch Mars, Martis, den Namen des Kriegsgottes zurück. Die große Beliebtheit und die daraus resultierende Häufigkeit des Namens hat dazu geführt, dass sich einige regionale Kurzformen des Namens entwickelt haben, die häufig öfter verwendet werden als die Originalform. So kann ein Martin im zentralen Rheinland und am Niederrhein zum Beispiel Mätes, Mäte, Mät, _Tienes _oder Tinnes gerufen werden (RhWb , Bd. 5, Sp. 905). Bis in die 1980er Jahre wurde der Name an viele Neugeborene vergeben, seitdem hat die Beliebtheit des Namens deutlich abgenommen. So ist er in Bonn 2017 nur noch auf dem 164. Platz der Hitliste zu finden, in Köln sogar nur auf Platz 313.