Margaret(h)e

Text

Zo Kölle em ahle Kümpchens-Hoff wont ens, ne Boerschmann, – dä hatt en Mäd, de nannt sich Jriet, ne Knääch, dä nannt sich Jan.

So beginnt eine der bekanntesten Sagen Kölns, die jedes Jahr an Weiberfastnacht nachgespielt wird. Im Kölschen Gedicht von Carl Cramer aus dem Jahr 1837 wird die Liebesgeschichte von Jan und Griet, einem Knecht, der später erfolgreicher Soldat wurde und einer Magd, die seine Liebesbekundungen zunächst ignoriert, erzählt. Das Gedicht schließt mit den Worten Wer et hätt jewoss, der et hätt jedonn! – ein Ausdruck, der auch heutzutage noch in der Domstadt verwendet wird, um eine verpasste Gelegenheit zu benennen.

Schauen wir uns mal die Namen der beiden Hauptpersonen genauer an: Jan ist eindeutig eine Kurzform des Rufnamens Johannes, aber woher stammt Griet? Auch hierbei handelt es sich um eine gekürzte Form eines Rufnamens, nämlich einer Variante von Margaret(h)e. In der Mundart wird diese Vollform fast nur noch in Bauernregeln verwendet (RhWB, Band 5, Sp. 858), belegt sind aber zahlreiche verkürzte Formen, meist mit Tilgung der ersten Silbe und teilweise mit dem für das Rheinland typische j statt g am Anfang des Namens: JretJretaJriet(h) sowie GreteGreta und Griet sind Varianten, die in Köln seit etwa dem 12. und 13. Jahrhundert verbreitet sind. Die Kurzform Greta findet seit einigen Jahren zunehmend Anklang, andere Varianten und Koseformen sind vor allem in der mündlichen Kommunikation zu finden. Im Rheinischen Wörterbuch (Band 5, Sp. 858) sind zudem Marjriet sowie Marja belegt; teilweise werden den Koseformen auch Verkleinerungsformen angehängt, um Zuneigung auszudrücken: So finden sich etwa JretcheJrieske oder Jrietche. In anderen Regionen Deutschlands dürfte auch die Variante Gretel, wie sie im bekannten Märchen der Gebrüder Grimm genannt wird, geläufig sein.

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Die heilige Margarete von Antiochia | © Joachim Köhler, CC BY-SA 3.0
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Die heilige Margarete von Antiochia | © Joachim Köhler, CC BY-SA 3.0

Der Rufname findet seit dem Mittelalter auch im deutschsprachigen Namengebiet große Verbreitung. Er ist lateinischer Herkunft und geht zurück auf lateinisch margarīta ‚Perle‘, das wiederum von griechisch margarítēs stammt. Auch der Name der beliebten Blume Margerite geht auf die lateinische Form zurück, ist allerdings über die französische Bezeichnung marquerite ‚Gänseblümchen, Maßliebchen‘ in die deutsche Sprache gelangt und trägt ihren Namen wohl, da die Blütenköpfchen Perlen ähneln.

Die große regionale Verbreitung des Namens, der bis 1925 und etwa seit 2009 (siehe beliebte-vornamen.de) regelmäßig vergeben wurde, geht vermutlich auf die Verehrung der heiligen Märtyrerin Margarete von Antiochia zurück. Diese soll an der Wende vom 3. bis zum 4. Jahrhundert gelebt haben und der Legende nach in Gestalt eines Drachens den Teufel im Kampf mit dem Kreuzeszeichen besiegt haben. Zudem zählt sie zu der Gruppe der Nothelfer; auf Gemälden und Bildnissen wird sie häufig mit einem Drachen sowie einem kleinen Kreuz dargestellt und gilt als Schutzheilige der Bauern und Gebärenden sowie als Helferin bei allen Wunden. 

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Der Name dieser Blume hat denselben Ursprung wie der Rufname Margaret(h)e | © Derek Ramsey, Chanticleer Garden, CC BY-SA 3.0
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Der Name dieser Blume hat denselben Ursprung wie der Rufname Margaret(h)e | © Derek Ramsey, Chanticleer Garden, CC BY-SA 3.0