Hermann

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Wer kennt es nicht, das Hermannsdenkmal. Auch, wenn es nicht im Rheinland steht, so ist doch wohl jede und jeder mit der Geschichte hinter der Statue vertraut: Im Jahre 9 nach Christus siegte der Cheruskerfürst Arminius über das römische Heer des Varus. Ins Deutsche übertragen wird der Name des Siegers bei Luther zu Hermann (siehe 1530 in dieser Zeitleiste im Internetportal „Westfälische Geschichte“). Bereits im Mittelalter wurde der Name sehr häufig vergeben, er blieb auch bis in die Neuzeit im Gebrauch. Erst mit Ende des 19. Jahrhunderts nahm die Vergabe des Namens stetig ab, heute gibt es kaum noch Jungen, die Hermann heißen. Ähnliches ist auch in den Niederlanden zu beobachten.
Doch was bedeutet dieser männliche Vorname eigentlich, wo liegt sein Ursprung? Zunächst einmal handelt es sich um einen alten deutschen Namen, der sich aus den beiden althochdeutschen Wörtern heri ‚Kriegsschar, Heer‘ und man ‚Mann‘ zusammensetzt und so viel wie ‚Held der Armee‘ bedeutete. Während die Bedeutung des Namens zwar wohl nicht allzu häufig bekannt ist, sind gerade im Rheinland zahlreiche Kurzformen belegt (siehe RhWB Band 3, Sp. 548): Zum einen solche, die aus dem ersten Bestandteil des Namens Her- bestehen, der um unterschiedliche Endungen erweitert wurde. So ist in Essen-Werden Hemeken (-ken ist wohl als Verkleinerungsendung zu deuten) bekannt, in Wuppertal-Elberfeld und Lennep dann Hermel, in Solingen und Mettmann Hermes und in Schleiden-Hellenthal, Geilenkirchen, Kempen und Krefeld schließlich Herm. Auch in Erkelenz-Doveren findet sich eine ähnliche Form, sie heißt laut RhWB Hem. Ganz anders lauten die Varianten, die für das ripuarische Sprachgebiet allgemein im Rheinischen Wörterbuch (Band 3, Sp. 548) gelistet sind: Hier sind Kurzformen wie Manes oder Menes belegt. Als Koseformen sind zudem auch Hermänneke oder Männeke bekannt.

Und wie das oftmals der Fall bei Namen ist, die häufig vorkommen, haben sich auch zahlreiche rheinische Wendungen etabliert, in denen Kurzformen von Hermann auftreten. So etwa ene stärke Hermes ‚besonders starker Mann‘ (Krefeld-Fischeln) oder auch de starke Hermel, was einen aus nordbergischen Sagen bekannten Riesen beschreibt. Oftmals dient Manes in der Zusammensetzung mit Bök-, Ferkes-, Käk-, Käu-, Kotz-, Seiver-, Spau-, Suff- auch als Schimpfwort für einen Mann, der eine gewisse Unart aufweist. Deutlich zu sehen ist also, dass der Rufname Hermann und dessen rheinische Kurzformen sich teilweise verselbständigen, andere Bedeutungen annehmen oder verallgemeinert verwendet werden.

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Berühmter Namensträger | © Tsungam, CC BY-SA 4.0
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