Dietrich

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Einige Rufnamen hört man immer wieder, andere hingegen scheinen nach einer Hochphase zu verschwinden. So etwa auch Dietrich: War der Name besonders in den 30 Jahren des vergangenen Jahrhunderts beliebt, heißt heute kaum noch ein Kind so. Dabei ist Dietrich ein sehr alter Name und steht mit den Bestandteilen altsächsisch thiod, thiad ‚Volk‘ sowie der ebenfalls altsächsischen Bezeichnung rīki, die sowohl ‚Herrschaft, Herrscher, Macht‘ als auch ‚reich, mächtig‘ bedeuten kann, für einen Herrscher im Volk.

In den Niederlanden ist der Rufname ebenfalls bekannt, dort allerdings zumeist in der unverschobenen Variante Diederik. Aufgrund seiner großen Beliebtheit in den frühen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts sind viele Kurz- und Koseformen entstanden, vor allem natürlich im Dialekt. So finden sich im Rheinischen Wörterbuch (Band 1, Sp. 1357) etwa Belege für Deres (mit langem e an erster Stelle) für Bergheim, Düren sowie Aachen oder Derk(e) für den niederfränkischen Sprachraum. In Moers konnte man im Dialekt etwa Varianten wie Die oder Ditsemann für Menschen mit dem Namen Dietrich hören, im Kleverland dann auch Dreckes oder Drickes. Und wie dies meist bei Rufnamen, die weit verbreitet sind, der Fall ist, sind auch einige Redewendungen und Neckverse belegt: De spreckt (kürt) met den wetten Dirk ‚mit sich selbst sprechen‘ (Dinslaken-Sterkrade, Essen-Altenessen) ist nur eines dieser Beispiele.

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Dietrich und Siegfried | © „Elsässischen Werkstatt von 1418“, gemeinfrei
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Dietrich und Siegfried | © „Elsässischen Werkstatt von 1418“, gemeinfrei

Im Mittelalter war Dietrich ein häufiger Rufname im deutschen Sprachgebiet, nicht zuletzt dank der Sagengestalt Dietrichs von Bern und der Klever Grafen des 13. und 14. Jahrhunderts. Auch als Familienname ist Dietrich heute in unterschiedlichen Varianten belegt, darunter Dietrich, aber auch Derks, Dierks und ähnliche.

Und auch wenn zunächst offensichtlich kein Zusammenhang besteht – ein Werkzeug trägt ebenfalls denselben Namen. Allerdings wurde die Bezeichnung erst etwa um 1400 gängig, im Althochdeutschen war es als aftersluzzil, im Mittelhochdeutschen dann als diepslüzz__el ‚Nachschlüssel‘ bekannt. Man nimmt an, dass die Verwendung des Rufnamens Dietrich für einen ‚Metallhaken zum Öffnen von Schlössern, Nachschlüssel‘ der Gaunersprache entstammt, wo Gegenstände und insbesondere Werkzeuge häufig mit Personennamen bezeichnet wurden – einerseits scherzhaft, andererseits eventuell auch, um nicht verstanden zu werden.

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Dietrich als Werkzeug | © WolfBlur, Pixabay-Lizenz
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Dietrich als Werkzeug | © WolfBlur, Pixabay-Lizenz