Bernhard

Text

Viele unserer heutigen Vornamen gehen auf ehemalige Heilige, oftmals des Mittelalters, mit demselben Namen oder einer Variante dieses zurück. So auch Bernhard; die Beliebtheit des Rufnamens geht wohl auf die Verehrung des heiligen Bernhard von Clairvaux im Mittelalter zurück. Dieser stammte aus dem burgundischen Adel und wurde 1115 Abt von Clairvaux. Zudem war er Mönch des Zisterzienserordens und spielte offensichtlich eine große Rolle in der kirchlichen und weltlichen Diplomatie seiner Zeit. Mehrere Jahrhunderte später im 19. Jahrhundert nahm die Beliebtheit und Verbreitung des Rufnamens Bernhard dann durch die Ritterdichtung und die romantische Bewegung weiter zu, allerdings kam der Name Ende des letzten Jahrhunderts aus der Mode, sodass heute kaum noch Jungen so benannt werden.

Seinen Ursprung hat Bernhard bereits im Germanischen, es handelt sich um einen zweigliedrigen Namen, der aus den Namengliedern althochdeutsch sowie altsächsisch bero ‚Bär‘ und althochdeutsch hartiherti ‚hart, kräftig, stark‘ besteht und wohl so viel wie ‚stark wie ein Bär‘ bedeutet. In germanischen Rufnamen war es nicht unüblich, dass Tierbezeichnungen Teil des Namens waren, so etwa auch in Wolfgang (althochdeutsch wolf ‚Wolf‘ und althochdeutsch ganc ‚Gang, Waffengang, Streit‘) oder Arnhild (aus den Bestandteilen ‚Adler‘ und ‚Kampf‘). Tiernamen waren bei den Germanen sehr beliebt, sodass sie häufig auch in Rufnamen enthalten sind – auch, wenn wir sie heute nicht immer erkennen.

Bild
Darstellung aus einer hochmittelalterlichen Handschrift: Bernhard von Clairvaux | © Legenda Aurea (Keble MS 49, fol 162r), gemeinfrei
Bildunterschrift
Darstellung aus einer hochmittelalterlichen Handschrift: Bernhard von Clairvaux | © Legenda Aurea (Keble MS 49, fol 162r), gemeinfrei

Und nicht zuletzt geht auch die Bezeichnung des großen Wach- und Schutzhundes, der auch in Lawinengebieten zum Einsatz kommt, auf den Namen Bernhard zurückgehen; Bernhardiner werden die Hunde des 1050 gegründeten Hospizes auf dem Großen St. Bernhard verstanden.

Wie das häufig bei Rufnamen, die häufig vorkommen und besonders beliebt sind, der Fall ist, werden Kurz- und Koseformen von ihnen gebildet. Im Falle von Bernhard finden sich im Rheinischen Wörterbuch (Band 1, Sp. 624) so einerseits Varianten, bei denen die zweite Silbe getilgt wurde, sodass Bernd (Moers, Dinslaken), Bent (Moers-Orsoy), Bern (Kempen-St. Hubert), Ben (Düren-Pier, Mülheim an der Ruhr), Been (Ripuarisch) oder Bertes (Kleverland) entstehen. Zum anderen gibt es auch solche Kurzformen, bei denen die beiden Teile zu einer neuen Variante verschmolzen sind, wie etwa bei Nades, welches für Düren, Aachen, Heinsberg, Erkelenz und Emmerich am Rhein belegt ist oder aber Naat, welches in Heinsberg-Karken, Saeffeln, Bocket oder Kleve bekannt ist.