Adelheid

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Ob als Name für eine Gans in der Fabel oder die Stadtpatronin Bonns – Adelheid ist seit dem Mittelalter ein beliebter weiblicher Rufname, der auch in zahlreichen Kurz- und Koseformen in den Dialekten belegt ist.  Schauen wir uns zunächst aber seinen Ursprung an: Zwischen dem 13. und dem 17. Jahrhundert waren vor allem jüngere Formen der Art Aleid(a), Alheid(e) und Alheidis im gesamten deutschsprachigen Gebiet regelmäßig anzutreffen. Adelheid erlebte erst Ende des 18. Jahrhunderts eine vermehrte Verwendung, wohl auch aufgrund der häufigen Nutzung in der Ritterdichtung. Im Vergleich zu anderen weiblichen Rufnamen wie etwa Christine oder Marie/Maria wurde Adelheid allerdings mit Beginn des 20. Jahrhunderts immer seltener vergeben, in den 1960er Jahren dann kaum noch. In den Werken Goethes (Götz von Berlichingen, 1773) und Theodor Fontanes (Der Stechlin, 1895-1897) spielte der Rufname Adelheid jeweils wiederum eine große Rolle, in beiden Werken trug eine der Hauptfiguren diesen Namen. Sein Ursprung reicht bis ins Althochdeutsche zurück: althochdeutsch adal bedeutet ‚edel, vornehm; Abstammung, (edles) Geschlecht‘, der zweite Bestandteil -heit geht wohl auf das germanische Wort *haidu- ‚Art und Weise, Gestalt‘ zurück, sodass Adelheid etwa mit ‚von edler Art, edlem Wesen‘ übersetzt werden kann.

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Verantwortlich für die weite Verbreitung des Rufnamens: Adelheid von Vilich | © Jotquadrat, CC BY-SA 3.0
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Verantwortlich für die weite Verbreitung des Rufnamens: Adelheid von Vilich | © Jotquadrat, CC BY-SA 3.0

Im Rheinland ist Adelheid vor allem auch als Stadtpatronin der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn bekannt. An dem Ort, an dem die Äbtissin der Sage nach ihren Äbtissinnenstab in die Erde stieß, steht heute ein Brunnen. Hier findet auch der in der Gegend überaus bekannte Pützchens Markt statt. Auf der Youtube-Seite der Kolleg:innen der Alltagskultur finden Sie zahlreiche Videos und Filme zum bunten Treiben auf dem Jahrmarkt. Abgesehen von diesem Gebrauch des Rufnamens sind in den Dialekten des Rheinlandes zahlreiche Kurz- und Koseformen belegt: Alei in Kleve, Öl, Ölschen, Öleke, Let, Leta sowie Aleta in Rees und Moers, dann Leida in Dinslaken-Aldenrath oder auch Dela, Delke und Delsche im niederfränkischen Sprachgebiet (RhWB, Band 1, Sp. 59). Häufig ist sicher ebenfalls die Kurzform Heidi zu hören, den auch die Hauptfigur der berühmten schweizerischen Heidi-Romane trug. Dass sie eigentlich auf den Rufnamen Adelheid hörte, ist wohl weniger bekannt.