Möhneplatz (Bonn)

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Seit dem 31. Januar 2024 gibt es im Bonner Stadtteil Beuel einen neuen Straßen- bzw. Platznamen: den Möhneplatz. Benannt wurde so der bis dahin namenlose Vorplatz des Beueler Rathauses, im Volksmund einfach als „Rathausvorplatz“ bekannt. Sowohl der neu benannte Ort als auch der Zeitpunkt der Benennung waren dabei nicht zufällig gewählt: Im Februar 2024 feiert die deutschlandweit einzigartige Tradition der Beueler Weiberfastnacht ihr 200-jähriges Jubiläum.

1824 begehrte eine Handvoll Beueler Wäscherinnen gegen das Patriachart auf. Zu dieser Zeit war es üblich, dass die von den Frauen gewaschene Wäsche von den Männern nach Köln ausgeliefert wurde, was diese an Karneval gerne für einen längeren, vergnüglichen Aufenthalt in der Karnevalshochburg nutzen. Doch nun wollten auch die hart arbeitenden Wäscherinnen die fünfte Jahreszeit feiern und trafen sich dazu im ersten Jahr für einen Kaffeeklatsch. Von Jahr zu Jahr wurden es mehr feiernde Frauen, begründet wurde ein Festumzug und eine anschließende Sitzung. Heutzutage wird der Tag mit dem Sturm auf das Rathaus begonnen, das dann von den „jecken Wievern“ für die närrischen Tage übernommen wird. Der Platz vor dem Rathaus hat somit eine große Symbolfunktion für die Beueler Weiberfastnacht.

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Der neue Möhneplatz in Bonn-Beuel | © Verena Krautwald, LVR-ILR
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Der neue Möhneplatz in Bonn-Beuel | © Verena Krautwald, LVR-ILR

Dies erklärt aber noch nicht den Namen „Möhneplatz“. Dafür muss man wissen, dass als Möhne (oder auch Mühne, Moie u.ä.) in den Dialekten des Rheinlandes (ältere) verheiratete Frauen bezeichnet werden, also auch jene Wäscherinnen, die die Tradition begründeten. Ursprünglich wurde mit dem Begriff eine Tante (d.h. Schwester der Mutter oder des Vaters) bezeichnet (heute noch selten als Muhme), im Laufe der Zeit erweiterte sich die Bedeutung. Das Wort gibt es bereits seit der Frühzeit der deutschen Sprache, althochdeutsch muoma und mittelniederdeutsch mōme, mōne.

Mit dem neuen Platznamen wird den Beuler Möhnen, die die Weiberfastnachtstradition begründeten und somit ein Stück Emanzipation in den Karneval brachten, ein Denkmal gesetzt.