Klemensborn (Essen)

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Den Straßenname Klemensborn gibt es genau einmal im gesamten Rheinland – im Essener Stadtteil Werden im Süden der Stadt. Und trotzdem kommt er besonders rheinisch daher, denn der zweite Bestandteil -born ist eine typische Flurnamenbezeichnung dieser Region und auch zahlreiche Familien tragen im Rheinland diesen Namen (siehe geogen).

Aber schauen wir uns den Straßennamen etwas genauer an. Gliedert man ihn nach Wortbildung und Grammatik auf, so erhält man die beiden Bestandteile Klemens- und -born. Der Rufname Klemens (zumeist in der Form Clemens) geht zurück auf lateinisch clemens ‚sanft(mütig), gnädig‘ und wird seit 1945 regelmäßig vergeben. Aufgrund der Verehrung des heiligen Clemens, der vermutlich zwischen 50 und 100 nach Christus gelebt hat, fand der Name große Verbreitung. Der Heilige war als römischer Gemeindevorsteher einer der Nachfolger von Petrus und wird zu den Apostolischen Vätern gezählt, den wichtigsten christlichen Schriftstellern der ersten beiden Jahrhunderte nach Christi. Diese standen zumeist in den Traditionen der Apostel, hatten persönliche Beziehungen zu diesen oder waren stark von jenen beeinflusst worden.

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Der heilige Clemens, der wohl für die regionale Verbreitung des Rufnamens verantwortlich ist | © gemeinfrei
Bildunterschrift
Der heilige Clemens, der wohl für die regionale Verbreitung des Rufnamens verantwortlich ist | © gemeinfrei

Der zweite Teil des Namens ist besonders aus sprachwissenschaftlicher Sicht spannend, da sich im mundartlichen Wort Born (siehe auch RhWB, Band 1, Sp. 874) ein lautliches Phänomen zeigt, das relativ selten zu beobachten ist. Born stammt vom mittelniederdeutschen Wort borne sowie der mittelhochdeutschen Entsprechung born ‚Quell, Brunnen, frisches Wasser‘. Es steht damit in Verbindung zu Brunnen und weist eine Umstellung von r in sprachhistorisch verwandten Wörtern (brennenBernstein) und Namen (KristinKirsten, RudolfRudloff) auf, die in der Sprachwissenschaft als Metathese bezeichnet wird. Diese Lautveränderung ist im Altenglischen bereits um 700 zu beobachten, im 9. Jahrhundert finden sich dann auch erste Belege im Altsächsischen. Die dialektale Brunn/Born-Grenze verläuft durch das Mitteldeutsche, im Westen zwischen dem Rhein- (Typ Brunn) und dem Moselfränkischen (Typ Born).