Gereonsdriesch (Köln)
Straßen nach berühmten Persönlichkeiten einer Stadt gibt es wohl überall. So liegt auch dem Gereonsdriesch, gelegen mitten in der Kölner Altstadt im dazugehörigen Gereonsviertel, eine prominente Person zugrunde. In diesem Fall einer der Stadtpatronen der Domstadt.
Der Überlieferung nach war Gereon, gemeinsam mit Mauritius, Anführer der Märtyrer der Thebäischen Legion, einer Legion christlicher Soldaten unter Kaiser Maximian (286-305), die getötet wurden, da sie sich weder an heidnischen Kulthandlungen noch der Christenverfolgung beteiligen wollten. Nach eben jenem Gereon sind in Köln sowohl eine Kirche, ein Stadtviertel wie auch ein Kloster benannt.
Seinen Ursprung hat der Name Gereon im Griechischen; er geht zurück auf das Wort geron ‚Greis, Weiser‘, in den rheinischen Dialekten ist die Variante Jejeron, mit j statt g, bekannt. Generell wurde und wird der Name selten vergeben, vermutet wird, dass er zunächst vor allem im Kölner Raum aufgrund des Märtyrers Gereon bekannt war und sich von dort aus verbreitet hat. Aber das ist nicht der einzige Gebrauch des Rufnamens – Gereon dient(e) auch als Grundlage der Bezeichnung Gereonskiste, einer Wendung, die in Köln verwendet wird für „heirathslustige Jungfrauen, denen der Spätsommer naht, ohne das sie unter die Haube gekommen sind“ (Wander, Band 1, Sp. 1566 f.). Heute ist Gereon auch als Schutzheiliger der Soldaten bekannt.
Kommen wir aber zum Straßennamen Gereonsdriesch zurück. Der erste Bestandteil dieses Namens geht demnach auf den Rufnamen zurück, beim zweiten handelt es sich um eine im Rheinland typische Flurbezeichnung. Sie ist nicht nur in Straßennamen, sondern auch bei Hofnamen wie etwa Lamerdriesch zu finden. Driesch stammt aus der altertümlichen Feldgraswirtschaft und bezeichnet(e) einen Acker, der einige Jahre brach lag, um sich erholen zu können (RhWB, Band 1, Sp. 1490 f.). Die Herkunft der Bezeichnung ist ungewiss, zumeist ist sie allerdings in westdeutschen und südwestdeutschen Dialekten zu finden. Der älteste Beleg stammt aus einer Genter Urkunde aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts, von der allein eine Kopie erhalten ist. Dort heißt es Gegninga thriusca ‚Driesch des Gegninge‘. Da mit der Zeit die Bedeutung ‚ein wenig ergiebiges, brachliegendes Ackerland‘ für Driesch nicht mehr bekannt war, da diese Betriebsform der früheren Landwirtschaft nahezu ausgestorben ist, nahm das Wort neue Bedeutungen an. Diese unterscheiden sich je nach Region (siehe Foerste 1966, S. 59). Am Niederrhein ist der Drieschling zudem als Bezeichnung für den ‚Champignon‘ bekannt (RhWB, Band 9, Sp. 1119).